Mohammed-Karikaturen:Palästinenser besetzen EU-Büro in Gaza

Aus Protest gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in europäischen Zeitungen haben bewaffnete Palästinenser in Gaza die Schließung von EU-Vertretungen verlangt.

Etwa 50 maskierte Männer seien am Donnerstag in den Vorgarten des EU-Büros in Gaza eingedrungen und hätten mehrere Schüsse abgefeuert, berichteten Augenzeugen.

Die Männer gehörten den Al-Aksa-Brigaden der bisher regierenden Fatah-Organisation und dem radikalen Islamischen Dschihad an. Sie markierten den Eingang des Büros mit blauer Farbe und schrieben, das Gebäude sei bis zu einer Entschuldigung geschlossen. Sie trugen Schnellfeuergewehre und Panzerfäuste. Nach Augenzeugenberichten beendeten sie am späten Vormittag ihre Protestaktion.

Die Bewaffneten erklärten, die "europäische Provokation" mache alle Institutionen in Gaza und der ganzen Welt zum Ziel ihres Feuers. In der Nacht zuvor hatten eine Erklärung veröffentlicht, in der es hieß: "Jeder Norweger, Däne oder Franzose, der sich auf unserem Gebiet befindet, ist unser Ziel."

Die Fatah-Kämpfer riefen die Palästinenser zum Boykott von Waren aus den drei Ländern auf.

France Soir verteidigt Abdruck

Die zwölf Zeichnungen Karikaturen, die unter anderem den Propheten Mohammed mit einem Bombenturban zeigen, waren im vergangenen Jahr erstmals in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten erschienen. Sie wurden seitdem von einer norwegischen Zeitung und dem französischen Blatt France-Soir nachgedruckt worden.

In der muslimischen Welt löste dies zum Teil gewaltsame Proteste aus, weil dort die bildliche Darstellung Allahs und seines Propheten verboten ist. France-Soir hatte die Ende September in der dänischen Zeitung erschienenen Karikaturen am Mittwoch nachgedruckt.

Auf der Titelseite hieß es dazu: "Ja, wir haben das Recht, Gott zu karikieren." Im Innenteil des Blattes hieß es dann: "Kein religiöses Dogma kann einer demokratischen und säkularen Gesellschaft auferlegt werden, France-Soir druckt deshalb die kritisierten Karikaturen."

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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