Möllemann-Tod:Die Familie klagt an

Lesezeit: 1 min

In Todesanzeigen haben Carola Möllemann-Appelhoff und die drei Töchter schwere Vorwürfe gegen die FDP erhoben. Beileidsbriefe der FDP-Spitze ließ die Witwe ungeöffnet zurückgehen.

"Werden uns diejenigen Rechenschaft geben, die auf niederträchtige Weise versucht haben, sowohl den Menschen Jürgen Möllemann wie auch sein politisches Lebenswerk zu zerstören, für das er mehr als 30 Jahre leidenschaftlich mit Herz und Seele gekämpft hat?", heißt es in einer in der Dienstagspresse erschienenen Todesanzeige der Familie wörtlich.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass Carola Möllemann-Appelhoff am vergangenen Pfingstwochenende die Beileidsbriefe des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle, des FDP-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Gerhardt, der FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper sowie des nordrhein-westfälischen FDP-Landesvorstandes ungeöffnet hatte zurückgehen lassen.

Gauweiler spricht von "Hetzjagd" auf Möllemann

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler warf Politik, Behörden und Medien vor, eine "Hetzjagd" gegen den Jürgen Möllemann veranstaltet zu haben: "Es ist Unrecht geschehen mit Jürgen Möllemann. Zum Schluss wurde er gehetzt wie ein Wild", schrieb Gauweiler in der "Bild"-Zeitung.

Gauweiler kritisierte vor allem die deutsche Justiz, die Möllemann mit einer Hundertschaft von Untersuchungsbeamten aufgelauert habe und dies "alles wegen einer Sache, die als Strafbefehl hätte erledigt werden können".

Das Fernsehen hätten die Behörden dazu gleich noch mitgebracht, "damit alle die persönliche Zerstörung eines Mannes mit ansehen konnten".

Beerdigung im engsten Familienkreis

Zuvor hatte bereits der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef und Freund Möllemanns, Wolfgang Kubicki, der FDP-Spitze vorgeworfen, dass die "die Persönlichkeit Jürgen Möllemann so massiv in Frage gestellt" habe.

Schon am Pfingstwochenende war eine Debatte über eine mögliche Mitverantwortung der FDP-Spitze an Möllemanns Tod entbrannt. Pieper hatte jedoch Vorwürfe zurückgewiesen, ihre Partei habe eine Hetzjagd auf Möllemann betrieben.

Möllemann wird am kommenden Freitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit beigesetzt. Nur Familienangehörige und enge Freunde des Verstorbenen dürften an der Beerdigung auf dem Zentralfriedhof in Münster teilnehmen. Vor der Sperrung um elf Uhr könne die Bevölkerung ab acht Uhr vor dem aufgebahrten Sarg Möllemanns in der Friedhofskapelle Abschied nehmen und sich dort in Kondolenzbücher eintragen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder bedauerte in einer Kondolenzanzeige den Verlust "eines engagierten und markanten Politikers, der mit seinem politischen Naturtalent viel bewegt und geleistet" habe.

Weitere Nachrufe veröffentlichten der FDP-Bundesvorstand sowie die Deutsch-Arabische Gesellschaft, deren langjähriger Vorsitzender Möllemann gewesen war.

(sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: