Mob:Wessen Land dies ist

Anonyme Schläger sind gefährlicher als Bachmann, der Pegidist.

Von Tanjev Schultz

Den Pegida-Mann Lutz Bachmann kennt man leider schon so gut, dass man sich locker eine Sozialprognose zutraut: Er kann das Hetzen einfach nicht lassen. Dass er Justizminister Heiko Maas mit Goebbels vergleicht, ist widerlich, aber wenig überraschend. Man darf Bachmann nun nicht den Gefallen tun, seinen Worten ein lautes Echo zu verschaffen; und sei es eines der Empörung.

Bei Bachmann weiß man wenigstens, mit wem man es zu tun hat. Auch die Staatsanwaltschaft hat seine Adresse. Bedrohlich ist der anonyme Mob, der ihm applaudiert. Gefährlich sind die Gewalttäter, die den Hassreden Taten folgen lassen und mit Brandsätzen und Baseballschlägern herumziehen. Die Polizei kann nicht überall sein, aber es ist erstaunlich, wie vielen Tätern es gelingt, unerkannt zuzuschlagen. Die Präsenz von Beamten vor Flüchtlingsunterkünften muss weiter verstärkt werden, das ist das Mindeste, was der Staat jetzt zu tun hat.

In den vergangenen Tagen gab es weitere Überfälle; in Magdeburg rotteten sich bis zu 30 Unbekannte zusammen und verprügelten Flüchtlinge. Menschen, die einem Bürgerkrieg entkommen sind, müssen in Deutschland um ihr Leben bangen. Ist das noch das Land von Angela Merkel? Vor ein paar Wochen sagte sie: Wenn man sich jetzt dafür entschuldigen müsse, "dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land". Es muss ihr Land bleiben.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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