Mittagsgebet im Kölner Dom:"Wehen Herzens gehen unsere Gedanken nach Rom"

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Gläubige aus aller Welt beten für den Papst. Zum Mittagsgebet im Kölner Dom kamen 1000 Menschen. "Wir wissen den Papst in den guten Händen Gottes", sagte Kardinal Meisner.

Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner hat am Samstag sichtlich Ergriffen in einem Mittagsgebet für eine "gute Sterbestunde für den Papst" gebetet.

Zusammen mit knapp 1000 Gläubigen gedachte er im Kölner Dom in dem 15-minütigen Gebet des im Sterben liegenden Papstes. "Wehen Herzens gehen unsere Gedanken nach Rom in den Vatikan." Der Pontifex lege jetzt den Hirtenstab aus der Hand. "Wir wissen den Papst in den guten Händen Gottes", sagte Meisner. Er würdigte ihn als einen "Anwalt der Gerechtigkeit".

Meisner sagte, Papst Johannes Paul II. habe am Freitagabend auf einen Zettel geschrieben: "Ich bin zufrieden und alle sollen zufrieden sein." Bei Meisners Besuch vor vier Wochen in Rom habe der Papst hilflos im Bett gelegen und sich nach dem im August in Köln stattfinden Weltjugendtag erkundigt. Meisner bat Gott, "tröste die unheilbar Kranken mit deiner Gegenwart", sowie "stehe dem todkranken Papst bei".

Zum täglich stattfindenden Mittagsgebet, zu dem sonst nach Angaben des Erzbistums nur ein paar Dutzend Menschen kommen, hatten sich fast 1000 Menschen eingefunden, um für den Papst zu beten. Einige Gläubige hatten Tränen in den Augen.

"Die Menschen lassen ihn in dieser Stunde, wo er Abschied nehmen muss, nicht allein", sagte Domdechant Prälat Johannes Bastgen zu Beginn der Gebetstunde.

"Wie wenn der eigene Vater stirbt"

Der Kölner Dom wird nach Angaben von Erzbistumssprecher Manfred Becker-Huberti vermutlich auch in der Nacht zum Sonntag geöffnet. Schon in der Nacht zum Samstag hatte der Dom für Gläubige seine Pforten gegen Mitternacht wieder geöffnet.

Knapp 100 Gläubige hatten zuvor auf der Domplatte gewartet. Zum Teil konnten die Gläubigen nicht verstehen, warum die gotische Kathedrale nicht geöffnet war.

"Da hat die Kirche eine Chance vertan", meinte ein Gläubiger. Ein Mann aus Gummersbach sagte über seine Reise zum Dom: "Das ist ein bisschen so, wie wenn der eigene Vater stirbt. Da kann man nicht einfach zu Hause sitzen."

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