Misshandlungen:Deutsche Behörden waren offenbar frühzeitig über Folter informiert

BND und BKA wussten angeblich deutlich früher als bisher bekannt, dass US-Organisationen bei ihrem Kampf gegen den Terrorismus Gefangene misshandelten - auch in Gefängnissen auf europäischem Boden.

Das Magazin Stern berichtet, das Bundeskriminalamt (BKA) und der Bundesnachrichtendienst (BND) seien bereits wenige Wochen nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 über mögliche Kriegsverbrechen in einem US-Gefängnis im bosnischen Tuzla informiert gewesen. Der Stern bezieht sich dabei auf geheime BND-Unterlagen.

Demnach erfuhren zwei BKA-Beamte und ein BND-Dolmetscher bei einem Besuch auf der amerikanischen "Eagle Base" in Tuzla von den Vorgängen. Dort hatten die Amerikaner nach den Unterlagen einen 70 Jahre alten angeblichen Terrorverdächtigen mit einem Gewehrkolben blutig geschlagen.

Blutverschmierte Dokumente

Der verantwortliche Amerikaner sei auf sein gewalttätiges Vorgehen "offensichtlich stolz" gewesen. Ein "Großteil" der damals von US-Seite beschlagnahmten Dokumente sei "extrem blutbeschmiert" gewesen. Einer der beiden BKA-Männer habe das Vorgehen der Amerikaner in dem Bericht mit serbischen Kriegsverbrechen gleichgesetzt.

Nach Rücksprache mit dem Generalbundesanwalt seien die drei deutschen Beamten damals umgehend wieder abgereist, heißt es in dem Pressebericht. Über die Vorgänge in Tuzla wurden nach Angaben des Magazins neben dem BND und dem BKA auch das Zentrum für Nachrichtenwesen der Bundeswehr (ZNBw) informiert. Die Behörden lehnten eine Stellungnahme zu den Vorgängen in Tuzla bislang ab.

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