Militärische Zusammenarbeit:Vernetzte Systeme

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Zwei Eurofighter fliegen über die Alpen. Das von Airbus gebaute Kampflugzeug soll einen Nachfolger bekommen. (Foto: Hörl/BUNDESHEER/dpa)

Die Verteidigungsministerinnen von Deutschland und Frankreich bekennen sich bei gegenseitigen Besuchen zum gemeinsamen Kampfjet FCAS.

Von Anika Blatz, Manching

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat das deutsch-französische Rüstungsvorhaben des Kampfjets FCAS bekräftigt. Zusammen mit ihrer französischen Kollegin Florence Parly besuchte sie am Donnerstag das Unternehmen Airbus im bayerischen Manching. Dort sagte Kramp-Karrenbauer: "Wir müssen Europa sicherer machen." Über die Zusammenarbeit mit Frankreich freue sie sich besonders. Seit 2017 betreibt Airbus zusammen mit dem französischen Flugzeugbauer Dassault Aviation die Entwicklung des Luftkampfsystems FCAS (Future Combat Air System, übersetzt Zukünftiges Luftkampfsystem), das ab 2040 einsatzfähig sein soll. Mit dem Rüstungsvorhaben, an dem seit letztem Jahr auch Spanien beteiligt ist, soll ein militärisches Gesamtsystem geschaffen werden, das Kampfjets und gleichzeitig Drohnen und Satelliten steuern kann. Als übergreifendes System soll FCAS somit die Vernetzung bemannter und unbemannter Flugzeuge ermöglichen. Seit Februar dieses Jahres befindet sich das Projekt in einer 18-monatigen Testphase mit dem Ziel, einen flugfähigen Prototypen des Kampfjets bis 2026 zu bauen. Der Besuch Kramp-Karrenbauers und Parlys in Manching darf auch als Signal an die krisengeschüttelten Mitarbeiter von Airbus verstanden werden.

Bereits am Vormittag hatten die beiden Ministerinnen den französischen Luftwaffenstützpunkt Evreux (Normandie) besucht, wo eine deutsch-französische Lufttransportstaffel mit zehn Flugzeugen C-130 J Hercules aufgebaut wird. Ab dem kommenden Jahr sollen Soldatinnen und Soldaten beider Länder dort gemeinsam arbeiten. Das sei "ein großer Meilenstein", erklärte Kramp-Karrenbauer.

Auch bei Airbus in Manching bekräftigten die Ministerinnen ihren Willen zur Kooperation. Über den Standort selbst sagte Kramp-Karrenbauer, er sei eine wirtschaftlich tragende Säule für Bayern, aber auch für ganz Deutschland. Umso wichtiger sei es, dass der Staat als Auftraggeber vertragstreu bleibe und so dazu beitrage, dass Arbeitsplätze erhalten werden können. Beim Rüstungsvorhaben FCAS handele es sich um ein "Ausnahmeprojekt", sagte Parly. Eines, das in dieser Art nur alle 40 bis 50 Jahre geschehe. "Damit können Deutschland und Frankreich gemeinsam in die Zukunft Europas investieren", sagte die Ministerin. Airbus-Chef Guillaume Faury bezeichnete das Treffen als "historische Gelegenheit". Es sei der erste Besuch von einer deutschen und französischen Verteidigungsministerin in der fast 60-jährigen Geschichte des Standorts Manching.

Der Airbus-Standort Manching ist der größte Entwicklungsstandort für Militärflugzeuge in Europa. Hier wurden der Eurofighter sowie die Tornado-Kampfflugzeuge entwickelt. Ende des letzten Jahres hatte Airbus allerdings einen Sparkurs angekündigt, die Corona-Pandemie hat die Situation noch einmal erheblich verschärft. Weltweit will der Konzern 34 000 Jobs abbauen, in Manching sollen 120 Stellen gestrichen werden. In seinem militärischen Zweig jedoch sieht Airbus einen "Stabilitätsanker".

© SZ vom 18.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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