Merkel in China:Die Kanzlerin hat "nichts zu verschenken"

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Wirtschaft, Menschenrechte und zum Abschluss Religionsfreiheit - zum Ende ihrer China-Reise sprach die Bundeskanzlerin mit Bischof Aloysius Jin Luxian über die Lage der Kirche im Land.

Am Ende ihrer ersten Chinareise war die Kanzlerin ganz in ihrem Element. Als Physikerin hat sie ein Faible für Technik. Und wenn sie schon in China ist, so wollte sie trotz der knappen Zeit natürlich auch mit dem Transrapid in Schanghai fahren. Nach acht Minuten und 30 Kilometern am Flughafen angekommen, sagte sie knapp: "Ich fand die Fahrt schön." Ganz Physikerin fügte sie hinzu: "Wenn man die Relativgeschwindigkeit zu den Autos sieht, dann spürt man wie schnell das ist." In der Bewunderung der Technik glich sie vielleicht Gerhard Schröder, der die Strecke 2002 mit eröffnet hatte.

Angela Merkel (Foto: Foto: AP)

Aber nicht immer war sie in diesen 38 Stunden in China den Spuren ihres Vorgängers gefolgt, der fast in jedem seiner sieben Kanzlerjahre ins Reich der Mitte gereist war. Jetzt wehe vielmehr der "Merkel-Wirbelwind", fand eine chinesische Zeitung, die anders als bei Schröder nun ein "Gefühl der Frische" empfand. Ein Professor der renommierten Tongji-Universität sprach von "Merkel-Diplomatie": "Ihr Stil ist immer zurückhaltend, vorsichtig, beständig und gelassen. Als Frau zeigt sie eine Umsichtigkeit, die Männer nicht haben."

Ihrer Rolle als Chefverkäufer der deutschen Wirtschaft, die ja auch der SPD-Mann Schröder so gern angenommen hatte, war sich Merkel durchaus bewusst. Aber dass es mit dem Vertragsschluss über die Verlängerung der Transrapidstrecke bei dem Besuch nicht geklappt hatte, störte sie nicht. Ihre Delegation war aber optimistisch, dass das Milliardengeschäft in den nächsten Monaten doch noch zu Stande kommt. Es wird jedoch ein heftiges Tauziehen geben, da die Deutschen, wie Merkel sagte, "nichts zu verschenken haben". Die Chinesen müssen auch "ordentliche Preise" zahlen - gerade für den Transrapid.

Der Papst ist sichtbar

Noch deutlicher als tags zuvor in Peking demonstrierte Merkel auf der zweiten Station ihrer Antrittsreise, dass die China-Euphorie einer neuen Sachlichkeit gewichen ist. In Vertragsverhandlungen solle die deutsche Wirtschaft "hart dagegenhalten". Gegen Technologieklau und Produktpiraterie wolle sie "hart und klar vorgehen". In den Menschenrechten müsse es den "Mut zu kritischen Tönen geben". Noch bevor Merkel derart auf den Putz haute, hatte die Webseite der Pekinger Tageszeitungen die Kanzlerin schon mit der früheren "eisernen Lady" in Großbritannien verglichen: "Es ist nicht übertrieben, sie Deutschlands "Madame Thatcher" zu nennen."

Der zweite Tag der Chinareise in Schanghai war an sich ein Tag der Gegensätze. Es ging es viel um Wirtschaft, um die Sorge der deutschen Unternehmen, die die Märkte in China immer noch ein Stück weit verschlossen sehen. "Beeindruckt" war die Kanzlerin von der Riesenmetropole, die mit ihren 20 Millionen Einwohnern und ihren Hochhäusern vielleicht die fortschrittlichste Stadt Chinas ist. Das alles stand im Kontrast zu dem Termin beim katholischen Bischof Aloysisus Jin. Mit leisen Worten und in gutem Deutsch berichtete der 91-Jährige der Kanzlerin, was es bedeutet, in China Christ zu sein.

Bis 1982 hatte der zierliche Jin 27 Jahre im Gefängnis gesessen, weil ihn "die Kommunisten für einen Spion des Vatikans" hielten. Heute ist Jin Vertreter der staatlichen Kirche, die den Papst nicht als Oberhaupt anerkennen darf. Er muss sich mit ihr arrangieren. Doch stand demonstrativ ein Bild von Papst Benedikt XVI., auf einen großen Teller gemalt, auf dem Tisch zwischen Merkel und Jin. Zum Abschied sagte der Bischof: "Ich werde immer für Sie beten." Auch hier wollte die Kanzlerin ein Zeichen setzen, dass ihr die Menschenrechte und gerade die Religionsfreiheit am Herzen liegen. Es war auch ein Signal an die Parteibasis in der fernen Heimat. Denn immer noch ist Merkel "im Zweitberuf" auch Vorsitzende einer der beiden "C-Parteien".

© dpa/Ulrich Scharlack - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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