Mensch und Tier:Spurensuche im Grünen

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Hundehalter sollen die Häufchen ihrer Lieblinge entfernen. Nicht jeder tut das. Können DNA-Tests helfen?

Von Susanne Höll

Das Leben mit Hunden empfinden die einen als beglückend, andere verzweifeln daran. Nicht des Hundes, sondern jener Besitzer wegen, die sich um die Hinterlassenschaften ihrer Schützlinge einen Dreck scheren. Was wird nicht alles versucht, um die Kothaufen-Plage zu reduzieren: Beutel werden verschenkt, Geldbußen erhöht, Tretminen-Staubsauger angeschafft. Viel besser werden die Dinge trotzdem nicht. Deshalb setzen manche Kommunalpolitiker ihre Hoffnung auf modernste Technik - den Hundehaufen-Kampf per DNA-Analyse.

Derzeit prüft die mittelhessische Gemeinde Lohra, ob sich die Malaise solcherarts beheben ließe. Das Prinzip ist einfach. Von jedem Hund eines Ortes wird eine Speichelprobe genommen, die Geninformationen werden registriert. Wird ein Haufen entdeckt, nimmt man eine Probe und schickt sie in ein Labor. Dort wird die DNA verglichen und der Halter ausfindig gemacht, den man daraufhin zur Kasse bittet.

In den USA bedient man sich bereits dieser Methode, auch in London probierte man es aus. Hierzulande würden etliche Gemeinden gern folgen. Doch in Deutschland sind die Hürden hoch, womöglich sogar unüberwindlich, sagen Experten. Eine canine Vorratsdatenspeicherung könnte scheitern, ausgerechnet am Steuergeheimnis.

Der Städte- und Gemeindebund Baden-Württembergs hatte auf Bitten der Gemeinde Deggingen im Sommer die rechtliche Lage erkundet. Demnach gibt es keinerlei gesetzliche Grundlage dafür, Hundehalter zur Abgabe von Haustier-DNA zu verpflichten. Das ließe sich ändern, gewiss. Vorsicht, sagen aber die Fachleute. Um einen Hundehalter ausfindig zu machen, müsse man in der Steuerkartei nachschauen, in der Spalte Hundesteuer, wo Herrchen oder Frauchen eingetragen sind. Das aber sei datenschutzrechtlich bedenklich, heißt es.

In Deggingen hatte man nach dieser Expertise überlegt, ob man sich auf freiwilligen DNA-Spenden beschränken könne. Das brächte nichts, sagt Gemeindekämmerer Peter Piehlmaier. Denn nur vorbildliche Besitzer, die den Kot ohnehin einsammelten, wären zur Teilnahme bereit, nicht aber die Sünder. Zudem kämen auf die Verwaltung Arbeit und Ausgaben zu. Wer, bitte schön, solle denn systematisch Straßen und Wege ablaufen, um Kotproben zu nehmen. Deggingen erteilte der DNA-Fahndung folglich eine Absage.

Allein in Jena könnte es vielleicht doch einen deutschen Probelauf geben. Eine Wohnungsbaugesellschaft verpflichtet ihre Mieter dazu, beim Einzug mit Hund oder Katze Speichelproben abzugeben. Andreas Wende, Biologe im bayerischen Buchloe, baut die Datei auf. In Jena gehe es um Häufchen auf einem Privatgelände, nicht auf öffentlichem Grund. Ist es deshalb erlaubt? Wann startet das Projekt? Wende mag sich nicht festlegen: "Es kommt, wann es eben kommt."

Ein Gutes haben die Gedankenspiele über DNA-Tests aber doch. Kämmerer Piehlmaier sagt, allein die Debatte über die Genfahndung und die Berichterstattung darüber hätten Besserung gebracht. Die Zahl der Hundehäufchen sei gesunken.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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