Medienkonsum:Hui und pfui

Gedrucktes hat einen besseren Ruf als Digitales. Warum nur?

Von Laura Hertreiter

Eine gute Geschichte begleitet ein Kind ein Leben lang. Egal, ob es Pippi Langstrumpf, die Ninja Turtles oder die drei Fragezeichen in Büchern oder auf dem iPod kennengelernt hat. Trotzdem wird scharf unterschieden zwischen gutem und schlechtem Medienkonsum - bei Kindern wie Erwachsenen. Es gibt Menschen, die sich der Lektüre von Büchern widmen (hui), und Menschen, die am Handy hängen (pfui). Selbst, wenn gerade beide Typen Baudelaire lesen.

Auch knapp zwei Jahrzehnte nach Einführung des Smartphones ist die Skepsis gegenüber Inhalten groß, die auf kleinem Bildschirm rezipiert werden. Das gilt auch für die Macher der jüngsten Kinder-Medien-Studie. 73 Prozent der jungen Menschen zwischen vier und 13 lesen mehrmals in der Woche Bücher oder Zeitschriften, nur 35 Prozent der 13-Jährigen schauen mehrmals pro Woche Internetvideos, heißt es darin nicht ohne Erleichterung. Als gäbe es keine schlechten Hefte, keine exzellenten Clips. Aber am Handy klebt der Ruf, seine Nutzer zu entmündigen, Print verpasst seinen Lesern dagegen eine Aura von Hochkultur.

Nun galten neue Medien immer erst einmal als anrüchig; einst fürchtete man, Romane könnten süchtig machen. Nur: Das Internet ist fast 50 Jahre alt. Eine gute Geschichte könnte langsam mal eine gute Geschichte sein.

© SZ vom 08.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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