Machtkampf in der CSU:Glos erwartet raschen Stoiber-Rückzug

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Das letzte Wort zum Termin des Stoiber-Rückzugs ist nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos noch nicht gesprochen. Am Nachmittag will sich der bayerische Ministerpräsident mit Horst Seehofer treffen.

Die Überlegungen, nach denen Stoiber erst im September von seinen Ämtern als bayrischer Regierungschef und CSU-Vorsitzender zurücktreten will, seien "sicher noch nicht zu Ende", sagte der frühere CSU-Landesgruppenchef Glos am Sonntag im Deutschlandfunks . Nach den Gesprächen Stoibers mit seinen Freunden werde man sehen, "wie das am Schluss gestaltet" werde.

Glos betonte: "Es ist ganz natürlich, dass es immer wieder zu Wechseln kommt und dass die Wechsel oft nicht von denen gestaltet werden, die die Ämter innehaben." Stoiber werde mithelfen, "dass es nicht zu allzu großen Auseinandersetzungen kommt um die Führung der Partei in der Zukunft, oderum den Ministerpräsidenten".

Die CSU stehe vor innerparteilichen Wahlen. Wenn diese nicht ordentlich durchgeführt würden, "dann kommt es dazu, dass innerhalb kurzer Frist zweimal Parteitag sein muss und zweimal ein Vorsitzender gewählt werden muss", warnte Glos. Dies sei sicher eines der Motive Stoibers, warum er einen geordneten Übergang anstrebe.

Seehofer lobt Beckstein

Unterdessen gehen die Sondierungen zur Stoiber-Nachfolge weiter. CSU-Vize Horst Seehofer wird um 16.00Uhr mit dem scheidenden bayerischen Ministerpräsidenten und Parteichef zusammentreffen. Das Treffen mit Seehofer steht in einer Reihe von Einzelgesprächen, die Stoiber seit Freitag mit führenden CSU-Politikern in der Staatskanzlei geführt hat.

Die beiden Konkurrenten um den Parteivorsitz, Horst Seehofer und Erwin Huber, bringen sich weiter in Stellung. Der bisherige bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber würde als möglicher Nachfolger von CSU-Chef Edmund Stoiber vorerst nicht ins Bundeskabinett wechseln. "Das Profil der CSU wird zunächst auf Bundesebene durch unsere Minister Michael Glos und Horst Seehofer sowie die Landesgruppe mit Peter Ramsauer an der Spitze gestaltet", sagte er der Bild am Sonntag.

Im übrigen hänge das bundespolitische Gewicht der CSU "sehr stark von den Erfolgen in Bayern ab. Wir brauchen deshalb ein gutesErgebnis bei der Kommunalwahl im März 2008 und eine klare absolute Mehrheit bei der Landtagswahl im Herbst 2008." Nur wenn die Wahlerfolge zuHause stimmten, werde die CSU "in Berlin mit Gewicht am Tisch sitzen", sagte Huber, der in den Parteigremien als künftiger Vorsitzender favorisiert wird.

"Und für eine Koalitionspartei kann es durchaus von Vorteil sein, wenn der Vorsitzende außerhalb der Kabinettsdisziplin steht. Der SPD- Vorsitzende KurtBeck wird das bestätigen." Huber räumte ein, dass es nach den wochenlangen Querelen an der CSU-Spitze Verletzungen gibt. "Da gibt es nichts zu beschönigen. Die lange Zeit der Selbstbeschäftigung war schmerzlich. Wir müssen uns jetzt auf die Sacharbeit konzentrieren."

Hubers Konkurrent um den CSU-Vorsitz, Bundesagrarminister Horst Seehofer, hätte aus eigener Sicht als Parteichef keine Probleme, mit Günther Beckstein als designiertem Stoiber-Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten zu kooperieren. Er sagte Bil d am Sonntag, er habe mit dem bayerischen Innenminister "immer gut zusammengearbeitet. Er ist ein kluger und gelassener Mann."

Zugleich warb Seehofer abermals für seine Kandidatur um den Parteivorsitz: "Die CSU ist und war immer eine eigenständige Volkspartei mit bundespolitischem Anspruch und Gewicht. Für Bayern ist es wichtig, dass wir in Berlin Gehör finden. Mit nun nahezu über zehn Jahren Regierungserfahrung glaube ich, dass ich diese Brücke bestens bauen kann."

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