Lobgesang auf die CSU:Einfach einzigartig

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Der langjährige Bayernkurier-Chef Wilfried Scharnagl verrät das Erfolgsgeheimnis der CSU.

Wilfried Scharnagl

Die CSU ist ein Einzel- und Sonderfall, aber auch ein Glücksfall der deutschen und bayerischen Nachkriegsgeschichte. In den 60 Jahren seit ihrer Gründung stellt die CSU 56 Jahre den Bayerischen Ministerpräsidenten, seit Herbst 1962 verfügt sie im Bayerischen Landtag über die absolute Mehrheit der Mandate.

Der langjährige Bayernkurier-Chef Wilfried Scharnagl. (Foto: Foto: dpa)

Hinzu kommt, daß die CSU, obwohl nur in Bayern wählbar und damit von ihrem Fundament her eine regionale Partei, unter Wahrung eines markanten und in weiten Teilen bereits Geschichte gewordenen bundespolitischen Anspruchs mit kraftvoller Handschrift deutsche Politik entscheidend mitgestaltet hat.

Gehen die Uhren in Bayern anders?

Wenn die Union insgesamt über viele und gute Jahre Deutschland regieren und den Bundeskanzler - oder jetzt die Bundeskanzlerin - stellen konnte, war dies nur deshalb möglich, weil die CSU zum Unionsergebnis stets einen weit überdurchschnittlichen Beitrag zu leisten vermochte. Es ist also nicht überhebliches Selbstlob, sondern Tatsache: Zu Dauer und Ausmaß der Wahlerfolge der CSU gibt es in keinem Land und bei keiner anderen europäischen Partei Vergleichbares.

Gehen also in Bayern die Uhren anders, wie von Willy Brandt einst resignierend beklagt wurde? Wenn ja, dann deshalb, so damals die Antwort von Franz Josef Strauß, weil sie von der CSU anders gestellt werden.

Die starken und stabilen Wurzeln der CSU gründen darin, daß sie von Anfang an die Bezeichnung "Volkspartei" ernst genommen hat, dass sie ihr politisches Tun am Wohl des ganzen Landes und aller seiner Menschen ausrichtet, daß sie nicht Einzelinteressen vertritt, sondern diese Interessen zusammenführt, sie bündelt und in Handeln für das Gemeinwohl umsetzt.

Noch ehe der Begriff Bürgernähe in die öffentliche Diskussion kam, hat ihn die CSU mit ihrer Verankerung im Volk und mit ihrer Offenheit für alle Schichten und Gruppen der Bevölkerung mit Leben erfüllt.

Die CSU ist keine beliebige Partei. Der Name Christlich-Soziale Union ist ihr Verpflichtung. Sie begründet ihre Politik und ihr Selbstverständnis aus der Verantwortung vor Gott und gegenüber dem Nächsten. Auf dieser christlichen Grundlage entwickelt sie ihre Kraft und ihre Konzeption für die Gestaltung des politischen Lebens.

Daraus erfährt und erhält sie ihre Motivation bei ihrem Einsatz für soziale Verantwortung, für die Ordnung der Sozialen Marktwirtschaft, für die Umwelt, für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden. Wichtig ist aber auch, daß die CSU trotz ihrer christlichen Grundorientierung kein "christliches Monopol" in der Politik für sich beansprucht und selbstverständlich über alle Konfessionsgrenzen hinweg allen offen steht, deren politische Vorstellungen dabei mit der christlichen Wertorientierung vereinbar sind.

Aus ihrem stabilen Bewusstsein schöpft die CSU auch die Einsicht und die Kraft, Veränderungen dort zu bewirken, wo sie notwendig sind, und das Wort Reform nicht zu einem billigen und abgenutzten Modebegriff werden zu lassen.

Ein Wort von König Ludwig I.von Bayern ist in diesem Zusammenhang von Franz Josef Strauß mit gutem Grund immer wieder zitiert worden: "Was alt ist und gut, soll bleiben; was alt ist und gleichgültig, mag bleiben; was alt ist und schlecht, will ich stürzen, und wenn es tausend Jahre bestünde."

Identitätsbildung

Mit ihrer Konzentration auf Bayern und seine Menschen ist die CSU den politischen Konkurrenten im Lande überlegen, bei denen es sich lediglich um die Filialen einer fernen Zentrale handelt. In Jahrzehnten anhaltender Anstrengungen ist es der CSU gelungen, eine wichtige und entscheidende Identität zu schaffen: Wer an eine Partei in Bayern denkt, dem fällt die CSU ein.

Die CSU war und ist gut beraten, auch aus den Erfahrungen ihrer sechzigjährigen Geschichte, das langanhaltende und überwältigende Vertrauen, das ihr von den Menschen in Bayern entgegengebracht wird, nie als Selbstverständlichkeit zu betrachten und sorgsam damit umzugehen. Das Gespräch mit den Menschen muss von der ganzen Partei geführt werden, von der Spitze bis hin zu jedem einzelnen Mitglied.

Nur so kann den Bürgerinnen und Bürgern im Bewusstsein gehalten werden, daß die CSU mehr ist als eine Interessengruppierung der üblichen Art.

"Kampfgemeinschaft"

Sie ist eine politische Überzeugungs- und Kampfgemeinschaft mit dem überragenden Ziel, dem Gemeinwohl zu dienen. Leistungen in der Vergangenheit sind, weil darauf aufgebaut werden kann, für eine Partei wichtig.

Weil aber Zukunft die wichtigste zeitliche Dimension der Politik ist, geht es, wenn die Erfolgsgeschichte der CSU fortgeschrieben werden soll, im besonderen Maße um diese Zukunftskompetenz. 60 Jahre CSU - alles in allem ist dieses Datum Anlass, an ein Wort zu erinnern, das Franz Josef Strauß oft gebraucht hat: Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts!

© SZ vom 2.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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