Libanon:Tödlicher Anschlag auf syrien-kritischen Journalisten

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Gibran Tueni ist bei einem Bombenattentat ums Leben gekommen. Er ist das bislang letzte Opfer einer ganzen Serie von Anschlägen im Libanon.

Kurz vor der Debatte des Weltsicherheitsrats über den Mord an dem früheren Regierungschef Rafik Hariri ist bei einem Attentat in Libanon einer der prominentesten Syrienkritiker des Landes getötet worden.

Der Journalist und Parlamentsabgeordnete Dschubran Tueini starb am Morgen in seinem Auto, als im Industrieviertel Mukles östlich von Beirut eine Bombe detonierte. Mit ihm kamen mindestens drei weitere Menschen ums Leben, mehr als zehn wurden nach Angaben von Polizei und Ärzten zum Teil schwer verletzt.

Bisherigen Ermittlungen zufolge detonierte gegen 09.00 Uhr Ortszeit in einem am Straßenrand geparkten Auto ein etwa 100 Kilogramm schwerer Sprengsatz, als Tueini auf dem Weg zur Arbeit vorbeifuhr. Nach der Detonation brach ein Feuer aus. Mindestens zehn Fahrzeuge sollen bei der Explosion beschädigt worden sein. Offiziell bestätigt wurden die Angaben zunächst nicht.

Tueinis Auto sei von der Straße in ein Tal neben der Straße katapuliert worden. Feuerwehrleute fanden später Tueinis Leiche und die seines Fahrers sowie zwei weitere Tote. Syrien verurteilte den Anschlag scharf.

Tueini (48) war als Chefredakteur der Tageszeitung An Nahar einer der prominentesten Kritiker der syrischen Politik. In seinem letzten Kommentar hatte er Syriens Außenminister Faruk al-Scharaa als Ewiggestrigen dargestellt, der die libanesische Unabhängigkeit nicht akzeptieren will.

Anschlagsserie im Libanon

Bei den Wahlen im Frühsommer war Tueini auf der Liste von Saad Hariri, dem Sohn des ermordeten früheren Regierungschefs Rafik Hariri, ins Parlament gewählt worden.

Saad Hariri hält sich bereits seit Monaten im Ausland auf, weil sein Name zusammen mit anderen Syrienkritikern auf einer "Todesliste" stehen soll, die im Zuge der Ermittlungen zum Attentat auf seinen Vater aufgetaucht war.

Der Libanon wurde in jüngster Zeit von einer Serie von Anschlägen erschüttert, deren Hintergrund aber unklar ist. Oft waren Personen das Ziel, die sich gegen die langjährige Besatzungsmacht Syrien geäußert hatten.

Bei dem Anschlag auf Rafik Hariri in Beirut waren Mitte Februar 22 weitere Menschen getötet worden. Der deutsche UN-Sonderermittler Detlev Mehlis verdächtigt syrische und libanesische Geheimdienste, hinter der Tat zu stecken. Die syrische Führung streitet allerdings jede Verwicklung in das Attentat ab.

Seit dem Hariri-Attentat hat es in Beirut 15 weitere Anschläge gegeben. Im Juni starb der Journalist Samir Kassir. Im September wurde die TV-Moderatorin May Chidyac schwer verletzt.

Sonderermittler Mehlis hatte am Sonntag in New York UN-Generalsekretär Kofi Annan seinen zweiten Bericht übergeben, der an diesem Dienstag im Weltsicherheitsrat dabattiert werden soll. Details sind noch nicht bekannt. Mehlis hatte am Wochenende aber nochmals die Bedeutung der syrischen Spur betont.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA zitierte einen ungenannten Regierungssprecher in Damaskus, der Anschlag richte sich gegen die Stabilität und den gesellschaftlichen Frieden Libanons.

Er sei mit Absicht zur Vorlage des Mehlis-Berichts verübt worden, "um zu diesem Zeitpunkt Beschuldigungen gegen Syrien zu erheben".

Dagegen riefen libanesische Demonstranten bei einer Spontankundgebung in Beirut: "Sie (die Syrer) haben die freie Stimme der Presse getötet".

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