Libanon:Harte Gefechte zwischen Armee und Islamisten

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Im Flüchtlingslager Nahr al-Bared im Norden des Libanon liefern sich Regierungssoldaten und Islamisten heftige Kämpfe. Palästinensischen Angaben zufolge sind dabei mindestens neun Zivilisten getötet worden. Die Bundesregierung befürchtet eine Spirale der Gewalt.

Die schweren Kämpfe rund um das palästinensische Flüchtlingslager Nahr al-Bared im Norden des Libanons gehen weiter. Augenzeugen berichteten am Montag, Hunderte Soldaten mit Panzern hätten das Gebiet umstellt und mehrere Ziele in dem Lager unter Beschuss genommen.

Nach palästinensischen Angaben starben bei Bombenangriffen der libanesischen Armee neun Menschen. Mehr als 70 Menschen - vorwiegend Zivilisten - seien verletzt, sagte ein Krankenhausmitarbeiter. Über dem Lager, in dem rund 30.000 bis 40.000 Palästinenser leben, stiegen Flammen und Rauch auf.

Die Armee geht in dem Lager seit Sonntag gegen Islamisten der Gruppe Fatah al-Islam vor, der Kontakte zur syrischen Führung und zum Terrornetzwerk al-Qaida nachgesagt werden. Die Kämpfe am Eingang zu dem Lager waren ausgebrochen, nachdem es zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten und Angehörigen der Gruppe gekommen war, die eine Bank ausgeraubt haben sollen.

Rotes Kreuz in Sorge

Bei den Gefechten am Sonntag waren rund 50 Menschen getötet worden. Unter den Toten sind nach Militärangaben 25 Soldaten und 15 Extremisten. Palästinensische Vertreter des Flüchtlingslagers sagten, mindestens zehn Zivilisten seien getötet worden. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz forderte Zutritt zu dem Lager. Es sei völlig unklar, wie viele der Flüchtlinge verletzt seien.

Die Bundesregierung warnte unterdessen vor einer neuen Spirale der Gewalt im Libanon. Sie forderte alle Beteiligten auf, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg erklärte am Montag in Berlin, die Bundesregierung verfolge die Entwicklung mit großer Sorge. Sie sei auch in ihrer Funktion als EU-Ratspräsidentschaft darauf bedacht, die Stabilität und Souveränität des Libanon zu unterstützen.

Die Regierung verurteile den Angriff auf libanesische Sicherheitskräfte auf das Schärfste, betonte Außenamtssprecher Martin Jäger. Er zeige, wie dringlich es sei, zu einer Entwaffnung der Milizen zu kommen und zu verdeutlichen, dass das Gewaltmonopol im Libanon beim Staat liege.

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