Libanon:Erste Verhaftungen wegen UN-Bericht

Lesezeit: 1 min

Nach der Veröffentlichung des Mehlis-Reports über den Hariri-Mord hat es erste Festnahmen gegeben: Zwei Brüder stehen unter Verdacht.

Mehlis war in seinem Untersuchungsbericht zu dem Schluss gekommen, dass in den Bombenanschlag auf den libanesischen Exministerpräsidenten Rafik Hariri am 14. Februar auch hochrangige syrische Geheimdienstoffiziere verwickelt waren.

Das Protokoll des Berliner Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis belastet zwei Brüder. Mahmud Abdul Al und sein bereits zuvor verhafteter Bruder Ahmed gehören der islamischen Wohltätigkeitsorganisation Al-Ahbache an, die Verbindungen nach Syrien hat. Beide stehen unter Tatverdacht. Ein dritter Bruder arbeitet für die Präsidentengarde, deren Kommandeur Mustafa Hamdan bereits in Untersuchungshaft sitzt

Mahmud Abdul Al soll laut dem UN-Ermittlungsbericht von Mehlis wenige Minuten vor dem Attentat Präsident Émile Lahoud und den schon inhaftierten Chef des libanesischen Militärgeheimdienstes, General Raymond Asar, angerufen haben.

Als weitere Konsequenz aus dem Bericht sprach die libanesische Justiz ein mehrmonatiges Reiseverbot für elf ehemalige pro-syrische Minister und Abgeordnete aus.

Syrien zweifelt an Mehlis' Bericht

Die syrische Führung lehnt den UN-Bericht nach wie vor ab. Sie wirft Mehlis vor, er habe einen tendenziösen, nicht auf Fakten gestützten Bericht vorgelegt, um den USA und Frankreich einen Vorwand zu geben, ihren Druck auf Syrien zu erhöhen. Ähnlich kommentierten am Wochenende auch mehrere arabische Zeitungen den Bericht.

Im Libanon stieß der Bericht hingegen auf Zustimmung. Drusenführer Walid Dschumblatt rief Syrien am Sonntag auf, mit den UN-Ermittlern zusammenzuarbeiten. Dawudi sagte weiter, besonders der Vorwurf, Damaskus habe bei der Aufklärung des Anschlags nicht kooperiert, sei haltlos. Er sei betrübt, derartige Behauptungen in dem Bericht des deutschen Oberstaatsanwaltes Mehlis gelesen zu haben. "Wir haben zusammengearbeitet, aber die Kooperation wurde offenbar missverstanden", sagte Dawudi auf einer Pressekonferenz. "Ich hoffe, das war keine Absicht."

Die USA drängen darauf, dass Thema so schnell wie möglich vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte, die Angelegenheit könne jetzt nicht einfach liegen gelassen werden. Diplomaten zufolge haben die USA bereits Gespräche mit Frankreich und Großbritannien über mögliche Resolutionen des UN-Sicherheitsrates gegen Syrien geführt.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: