Lehrstellen-Umlage:IG-Metall-Chef hat Bedenken

Lesezeit: 1 min

Die Kritik an der Ausbildungsplatzumlage wächst: Der IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters bezweifelt, dass die Abgabe überhaupt praktikabel ist.

Von Nico Fried und Andreas Hoffmann

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung äußerte er seine Skepsis am Montagabend auf dem Treffen führender Gewerkschafter mit SPD-Chef Franz Müntefering, der sich für eine Lehrstellen-Abgabe stark macht.

IG-Metall-Chef Jürgen Peters (Foto: Foto: dpa)

Peters habe bezweifelt, dass die Umlage überhaupt praktikabel sei. Kritik kommt auch von IG-Chemie-Chef Hubertus Schmoldt und IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel.

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) verteidigte am Donnerstag bei der ersten Lesung des Gesetzentwurfs im Bundestag die auch in den eigenen Reihen umstrittene Ausbildungsplatzumlage. Sie appellierte an die Unternehmen, mehr Lehrstellen zur Verfügung zu stellen: ¸¸Die Wirtschaft hat es selbst in der Hand, durch ein ausreichendes Angebot dafür zu sorgen, dass die Ausbildungsplatz-Umlage nicht ausgelöst wird." Die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt gebe ¸¸Anlass zu größter Besorgnis", sagte die Ministerin. 2003 sei zum vierten Mal in Folge die Zahl der Lehrverträge gesunken.

Das Statistische Bundesamt untermauerte die Besorgnis mit neuen Zahlen. So sei die Zahl der Neuabschlüsse bei den Ausbildungsverträgen 2003 auf den niedrigsten Stand seit der Vereinigung gesunken. Etwa 564 500 Jugendliche hätten 2003 einen neuen Vertrag für eine Betriebsausbildung abgeschlossen. Dies seien 3600 oder 0,6 Prozent weniger gewesen als 2002, obwohl die Zahl der Schulabgänger um etwa zwei Prozent gestiegen sei.

Unions-Vizefraktionschef Friedrich Merz (CDU) warf der Koalition vor, mit ihrer Wirtschaftspolitik für den Lehrstellenmangel verantwortlich zu sein. Wesentliche Ursache für die fehlenden Ausbildungsplätze seien die vielen Insolvenzen ¸¸und nicht Unternehmer, denen es an Patriotismus mangelt".

Mit der Umlage werde das duale System der Berufsausbildung zu Grabe getragen. Deutschland steuere auf eine ¸¸dauerhafte Verstaatlichung der beruflichen Bildung" zu. Merz bezweifelte die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzesvorhabens und regte an, die Bezahlung von Lehrlingen zu senken.

Die Koalition will das Gesetz noch vor der Sommerpause verabschieden. Allerdings gibt es auch in den eigenen Fraktionen, vor allem aber unter den SPD-Ministerpräsidenten, noch Widerstände. Erhoben werden soll die Umlage, wenn die Zahl der offenen Lehrstellen die der Bewerber nicht um mindestens 15 Prozent übertrifft. Die Abgabe sollen Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten zahlen, in denen Lehrlinge weniger als sieben Prozent der Belegschaft ausmachen.

© Süddeutsche Zeitung vom 2. April 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: