Laura Bush:Jubel, Küsschen, Autogramme

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Während der US-Präsident noch in Brüssel bei Nato und EU weilte, hat die First Lady in Ramstein an der Genesung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses gedoktert.

Von Detlef Esslinger

Mit einem Auftrag ist sie gekommen, und den erledigt sie gleich zu Beginn: "Herzlichen Dank, Deutschland!", trägt Laura Bush vor, "Präsident Bush und ich danken unseren deutschen Gastgebern."

Sie rühmt "die Freundschaft so vieler Deutscher", weshalb die Amerikaner hier eine Heimat fern der Heimat gefunden hätten; "ein schönes Land", sagt sie auch.

Der Präsident ist noch in Brüssel bei Nato und EU, die First Lady hingegen bereits angekommen. Ramstein ist der Ort, wo sie ihren Teil der Reparaturarbeiten am deutsch-amerikanischen Verhältnis übernimmt - als Vorauskommando sozusagen.

Zumindest soll das der Kollateralnutzen dieses Auftritts auf dem größten US-Luftwaffenstützpunkt in Europa sein, vor Soldaten und ihren Familien. Ein Hangar wurde dafür frei geräumt und mit Tarnnetzen an den Wänden dekoriert; Laura Bush spricht vor einem Sternenbanner, das die Bühne in ihrer ganzen Breite ausfüllt.

"Hallo, 435. Flugplatzgeschwader!", ruft sie. Jubel aus der Ecke, wo dessen Angehörige sich versammelt haben. "Hallo, 86. Lufttransportgeschwader!" Etwas mehr Jubel. "Hallo, 38. Unterstützungsgeschwader!"

Kaum einer regt sich diesmal - der Hangar ist ja auch nur zu zwei Drittel gefüllt. Maximal 40000 Soldaten und ihre Angehörigen waren eingeladen, alle, die im Großraum Kaiserslautern stationiert sind; die gleichzeitige Warnung jedoch, nur "die ersten 4000" könnten Einlass erhalten, erwies sich als Ausdruck von allzu großem Optimismus. Etwa 2000 US-Militärangehörige sind nur gekommen.

Zuvor hatte Laura Bush verletzte Soldaten im Militärkrankenhaus Landstuhl besucht. Für die kurze Fahrt des Konvois der Präsidentengattin in das entfernte Hospital und zurück sperrte die Polizei jeweils kurzzeitig die Autobahn 6 komplett ab. Dadurch kommt es zu Rückstaus von bis zu sechs Kilometern Länge. Später wird sie dann nach Wiesbaden geflogen, wo sie in der amerikanischen Schule erwartet wird.

Stolz auf ein Land, das "solch tapfere Männer und Frauen produziert"

20 Minuten spricht die First Lady; die Redenschreiber haben sie vor allem mit Komplimenten und Beschwörungen ausgerüstet. "Millionen von Amerikanern denken an euch und beten jeden einzelnen Tag für euch". "Ihr macht euer Land und euren Commander-In-Chief", den Präsidenten also, "unglaublich stolz!".

"Jede Einheit hier ist etwas Besonderes!" - solche Botschaften setzt Laura Bush ab, die Soldaten jubeln, und wenn sie besinnlich wird, dann nur ganz kurz: "Einige von Ihnen haben Kameraden im Irak verloren", beginnt sie einen Satz, der so aber auf keinen Fall enden darf - sondern mit der Feststellung, stolz zu sein, in einem Land zu leben, "das solch tapfere Männer und Frauen produziert".

Anschließend ist Autogrammstunde. Laura Bush geht die Treppe hinunter, zur Barriere vor der ersten Reihe, wo Frauen mit Digitalkameras und Mädchen mit Laura-Bush-Fotos warten, dazwischen Väter, die sich schon erfolgreich vorgedrängelt haben und nun "Lasst doch mal die Kinder nach vorne!" rufen.

Die Frauen wollen Erinnerungsfotos haben und reichen ihre Kameras an die Assistentin von Laura Bush weiter, die in 25 Minuten wohl einige Dutzend Fotos macht; sechs von sieben Männern des Secret Service, die Kleiderschränken ähneln, verstehen auch in diesem Moment ihren Job so, dass sie auf das Grimmigste umherschauen.

Die Autogrammkarte von Katze India

Die Mädchen wollen Autogramme haben, aber sie hätten keine Fotos mitbringen müssen: Die Ehefrau des mächtigsten Mannes der Welt führt eigene Autogrammkarten mit sich.

"Haben wir noch mehr?", fragt sie ihre Assistentin, die daraufhin weitere Exemplare aus der Umhängetasche zieht: Darauf ist ein Scottish Terrier zu sehen, der mit hochgestellten Ohren im Grünen hockt.

"Laura Bush and Barney", signiert die 58-Jährige, und fügt an, dass sie aber auch noch ein Kätzchen hätten im Weißen Haus. Worauf die Assistentin ihr die Autogrammkarte von India, der Katze, herüberreicht.

Der siebte Mann vom Secret Service ist derweil zu dem Eindruck gelangt, dass an diesem Ort unmöglich Gefahren lauern können und konzentriert sich auf eine sehr blonde Frau, die heftig die Hüften kreisen lässt, während sie mit ihm spricht. "Thank you so much", ruft schließlich Laura Bush in die Menge und macht sich auf nach Wiesbaden, und dann nach Mainz.

© SZ vom 23.02.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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