Landwirte:Bauern verdienen deutlich weniger

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Im Ackerbau brechen die Einnahmen um 22 Prozent ein, noch schlimmer trifft es jene Landwirte, die Obst oder Futtermittel für Milchkühe anbauen. Einzig Winzer und Bio-Landwirte können zulegen.

Von Jan Heidtmann, Berlin

Die Einkommen der Landwirte sind nach Einschätzung des Deutschen Bauerverbands im vergangenen Jahr erheblich gesunken. "Wir haben einen drastischen Gewinneinbruch um 35 Prozent", sagte Präsident Joachim Rukwied während der Präsentation des "Situationsberichts" für das laufende und das kommende Jahr. Dafür hatte der Verband die Buchführung von fast 14 000 Betrieben ausgewertet, insgesamt gibt es 280 000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland. Besonders betroffen ist der Ackerbau, hier brachen die Einnahmen im Vergleich zum Geschäftsjahr 2013/2014 um 22 Prozent ein, im Durchschnitt verdiente jedes Familienmitglied, das auf dem Hof mitarbeitete, knapp 30 000 Euro im Jahr. Noch erheblicher sind die Einkommen beim Futteranbau für die Milchwirtschaft zurückgegangen, um 44 Prozent auf 26 440 Euro; im Obstanbau waren es gar 50 Prozent weniger bei einem Durchschnittseinkommen von 37 000 Euro.

Der Bauernverband geht davon aus, dass sich die Einnahmen weiter schlecht entwickeln werden, da die Ergebnisse auf der eigentlich guten Ernte von 2014 beruhen. In diesem Jahr sei insbesondere wegen der Trockenheit mit geringeren Erträgen zu rechnen. Zugelegt hätten nach Aussage von Rukwied einzig die Winzer - dort seien die Einkommen um vier Prozent gestiegen - und der ökologische Landbau. Die Einnahmen der Bauern hier seien um 10,8 Prozent gestiegen und lägen im Durchschnitt bei 73 800 Euro.

Als Gründe für die weitgehend negative Einkommensentwicklung führte Rukwied das Embargo gegen Russland an: Exporte von früher 1,9 Milliarden Euro seien halbiert worden. Durch die schlechtere wirtschaftliche Lage in Asien und zusätzliches Angebot aus den USA und Neuseeland seien außerdem die Preise für Landwirtschaftsprodukte außerhalb Europas unter Druck geraten. "Lebensmitteleinzelhandel und Ernährungsindustrie können zu Niedrigpreisen einkaufen", kritisierte Rukwied. "Dies geht aber zulasten unserer Bauern." Die Landwirte trügen weitgehend allein die erheblichen Schwankungen der Preise auf den internationalen Märkten für Agrarprodukte. Dies liege auch daran, dass immer weniger, aber dafür größere Unternehmen den Lebensmitteleinzelhandel dominierten. So wachse die Macht auf den Märkten, die Preise könnten bestimmt werden.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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