Landrätin in der Kritik:Söder: Pauli soll Parteiämter ruhen lassen

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Während Gabriele Pauli versucht, die Debatte um ihre Model-Fotos unter Kontrolle zu bekommen, wächst in der CSU die Kritik an ihren Forderungen. Zum Gegenangriff bläst nun - natürlich - Markus Söder.

Der CSU-Generalsekretär forderte Gabriele Pauli auf, ihren Sitz im CSU-Vorstand und andere Parteiämter ruhen zu lassen. "Das wäre das Beste für sie und für die CSU", sagte Söder der Nürnberger Zeitung.

Mit der Forderung nach einer Mitgliederbefragung über den Spitzenkandidaten der Partei bei der Landtagswahl 2008 hatte die Fürther Landrätin zuvor die CSU-Spitze gegen sich auf. "Dieses Thema ist bereits zwei mal diskutiert worden, einmal im Präsidium und einmal im Parteivorstand. Es gab ein klares Votum gegen diesen Antrag", sagte Söder.

Dass auch Erwin Huber und Günther Beckstein gegen diese Forderung sein würden, war absehbar. Beckstein kann als designierter Nachfolger von Ministerpräsident Edmund Stoiber nichts gewinnen und nur verlieren.

Wirtschaftsminister Huber hofft auf den CSU-Vorsitz und hätte bei einer Mitgliederbefragung kaum Chancen gegen den bei der Basis beliebten Verbraucherschutzminister und CSU-Vize Horst Seehofer.

In der Passauer Neuen Presse schloss aber jetzt selbst Seehofer ein solches Votum der Basis aus: "Eine Mitgliederbefragung würde mir zwar nützen, dennoch bin ich dagegen", erklärte Seehofer. "Wir dürfen unsere Satzung nicht nach Tagesaktualität gestalten", warnte er vor einer Satzungsänderung. Wenn die Entscheidungen über die Nachfolge Stoibers als Ministerpräsident und Parteivorsitzender geklärt seien, müsse die CSU über stärkere Elemente der Mitgliederbeteiligung nachdenken.

Markus Söder legte gegenüber der Nürnberger Zeitung noch nach. Persönlich habe er Mitleid mit Pauli: "Mein Eindruck war von Anfang an, dass es ihr weniger um Politik als um ihre Show geht", sagte Söder. "Leider habe ich mit meiner Einschätzung Recht behalten. Im Gegensatz zu manch anderem in der Partei muss ich meine Meinung nun nicht revidieren."

Ohne Absprache

Weiteres Ungemach bescheren der Landrätin ihre Model-Fotos. Pauli beantragte eine einstweilige Verfügungen gegen einzelne Medien. Sie sehe sich durch die Veröffentlichung von angeblich nicht autorisierten Fotos in dem Magazin Park Avenue sowie zwei Boulevard-Zeitungen und einem Online-Dienst massiv verletzt, teilte Pauli mit.

Die Fotos seien gegen ihren Willen veröffentlicht worden. Lediglich ein Foto sei zur Veröffentlichung frei gegeben gewesen.

Der Landshuter Anwalt Ernst Fricke habe die Verfügungen beantragt, um die weitere Veröffentlichung der Bilder zu unterbinden. Die Angelegenheit solle zudem vor den Presserat gebracht werden.

Pauli nannte das Vorgehen des Magazins unkorrekt. Die Bilderauswahl sei ohne Absprache getroffen worden. Ebenso sei der Text zu der Fotostrecke mit Ausnahme weniger Zitate nicht durch die Landrätin autorisiert worden. "Es ist ein Skandal, dass so etwas passieren kann", sagte Pauli auf einer Pressekonferenz in Zirndorf. Die Aufnahmen zeigen Pauli unter anderem in Latex-Handschuhen und mit einer gemalten Gesichtsmaske.

Pauli warf der Redaktion der Illustrierten Park Avenue vor, von ihr nicht genehmigte Aussagen im Text verwendet zu haben. "Ich bin in meiner Privatsphäre voyeuristisch beobachtet worden", sagte sie. Die Redaktion habe ihr vorab versichert, sie positiv und sympathisch darzustellen, sich jedoch nicht daran gehalten. Die Wahl der Bilder und der gezeigten Ausschnitte gehe "unter die Gürtellinie".

Befürchtungen, die Bilder könnten ihrer politischen Zukunft schaden, wies sie zurück. "Warum soll sich durch Fotos, die ästhetisch sehr anspruchsvoll sind, etwas ändern. Da sind sehr schöne Fotos dabei." Pauli betonte, der Schwerpunkt ihrer Arbeit liege nach wie vor in der Politik. Sie setze sich lieber für Bürger als für Produkte ein. Ihre politische Heimat sei die CSU. Sie erwarte, dass die Partei auf sie zugehe und sie integriere. ´"Das ist aber kein Ultimatum", erklärte Pauli.

"Politische motiviertes Rückzugsgefecht"

Der Chefredakteur von Park Avenue, Andreas Petzold, wies Paulis Vorwürfe unterdessen zurück. "Ihre Klage entbehrt jeder Grundlage", sagte er. Pauli sei mit den zur Autorisierung vorgelegten Zitaten einverstanden gewesen. Alle Bilder seien ihr unmittelbar nach dem sechsstündigen Fotoshooting am 22. Februar gezeigt worden. In der Folge habe sie keine Einwände gegen die Bilder erhoben.

"Es ist bedauerlich, dass Frau Pauli nun auf dem Rücken von Park Avenue ein politisch motiviertes Rückzugsgefecht kämpft", sagte Petzold. Bei den veröffentlichten elf Bilder handele es sich großteils um klassische Modefotos. "Wo ist da eine Dominastrecke?", fragte Petzold. Paulis Ansinnen, die Redaktion hätte ihr die Reportage vorab vorlegen müssen, "zeugt von einem merkwürdigen journalistischen Selbstverständnis von Frau Pauli."

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