Lage im Irak:Warnung vor einem neuen Vietnam

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Die USA haben nach Einschätzung von Militärberatern nur noch sechs Monate Zeit, um den Krieg im Irak zugewinnen. Experten warnen vor einem ähnlichen Fiasko wie in Vietnam.

Das Expertenteam um US-General David Petraeus warne vor einer rapiden Verschlechterung der Lage im Irak, die in einer Vietnam-ähnlichen Niederlage mit einem überstürzten Abzug der Truppen enden könnte, berichteten mehrere britische Zeitungen.

Das Beraterteam, dem Militärexperten und Islam-Spezialisten angehörten, sehe vor allem in der ungenügenden Anzahl von Soldaten im Irak ein Sicherheitsrisiko. Trotz der Entsendung von mehr als 20.000 zusätzlichen US-Soldaten seien immer noch nicht genügend Bodentruppen im Irak, um die Aufständischen zu besiegen.

Das sei vor allem für die Hauptstadt Bagdad der Fall. Das Expertenteam habe außerdem vor einer Auflösung der internationalen Koalition gewarnt, sowie einer Zunahme von Gewalt im Süden des Landes, wo in den nächsten Monaten 1600 britische Soldaten abgezogen werden sollen.

Konferenz mit Beteiligung der USA und Iran Anfang März

Das Büro des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki bestätigte indes, dass die geplante Regionalkonferenz am 10. März stattfinden soll. Einladungen seien an Nachbarstaaten, Ägypten, die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, die Arabische Liga sowie die Organisation der Islamischen Konferenz versandt worden.

Der stellvertretende Außenminister Labid Abaui berichtete von einer Zusage Großbritanniens, Ägyptens und Saudi-Arabiens, und der Nachbarstaaten des Iraks, darunter Iran und Syrien, US-Außenministerin Condoleezza Rice gab ebenfalls überraschend eine Teilnahme der USA an der Konferenz bekannt. Beobachter werteten dies als diplomatische Kehrtwende.

Zweite Konferenz auf Ministerebene im April

Dem Treffen auf Beamtenebene soll eine Ministerkonferenz der beteiligten Staaten folgen, möglicherweise bereits in der ersten Aprilhälfte. Ziel sei die Stabilisierung des Iraks und der Region, sagte Rice. Bislang hatten die USA Gespräche unter Einbeziehung des Irans und Syriens abgelehnt, wie sie die Baker-Hamilton-Kommission im Dezember eindringlich empfohlen hatte.

Das Weiße Haus betonte aber, die Entscheidung zur Teilnahme an dem "Nachbarschaftstreffen" stelle keinen Kurswechsel dar. "Wir waren immer geneigt, an einer Konferenz unter irakischer Führung teilzunehmen", sagte Präsidentenberater Dan Bartlett.

Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, Deutschland liege bisher noch keine formelle Einladung vor. An der zweiten Konferenz auf Ministerebene werde die Bundesrepublik aber aller Voraussicht nach teilnehmen. Nach dem bisherigen Zeitplan sollen bei dem Treffen im April auch Vertreter der G-8-Länder anwesend sein. Deutschland hat zurzeit die Präsidentschaft der Gruppe der acht wichtigsten Industrieländer inne.

Der Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates des Irans, Ali Laridschani, sagte in Teheran, sein Land unterstütze den Versuch, die Probleme des Iraks mit allen Mitteln zu lösen. "Wir werden an der Konferenz teilnehmen, falls dies zweckmäßig ist", erklärte er. Großbritannien bewertete die geplanten Konferenzen zurückhaltend."Es ist gut, sich zu treffen, aber aus diesen Treffen müssen Ergebnisse hervorgehen", sagte ein Sprecher von Premierminister Tony Blair.

Weitere Tote nach Anschlägen und Angriffen

Der Großraum Bagdad kam unterdessen trotz der amerikanisch-irakischen Sicherheitsoffensive auch am Mittwoch nicht zur Ruhe. Bei einem Autobombenanschlag im Westen der irakischen Hauptstadt wurden nach Polizeiangaben mindestens zehn Menschen getötet und mindestens 20 weitere verletzt. Der Anschlag wurde in Baijaa verübt, einem von Sunniten und Schiiten bewohnten Viertel. Nicht weit entfernt, im Viertel Schurta al Rabia, kosteten Angriffe mit Mörsergranaten vier Menschen das Leben. Bei Bombenanschlägen im Süden von Bagdad wurden zwei Menschen getötet.

Die US-Streitkräfte im Irak dementierten Berichte über den Tod von 18 fußballspielenden Jungen bei einem Anschlag in Ramadi. Die Gerüchte seien wohl nach einer von US-Soldaten ausgelösten kontrollierten Explosion in Ramadi entstanden, nach der es Verletzte gegeben habe. In einem Militärkommuniqué vom Dienstag hatte es geheißen, US-Soldaten hätten 15 Taschen voller Sprengstoff zur Explosion gebracht, umherfliegende Trümmerteile hätten 31 Menschen verletzt.

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