Labour-Parteitag:"Ich würde die Entscheidung jederzeit wieder treffen"

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Tony Blair hat in seiner Rede in Bournemouth seine Irak-Politik verteidigt. Der Premier gab jedoch auch zu, dass der Krieg sein Land und seine Partei gespalten hat.

Viele Bürger seien über seine Entscheidung "enttäuscht, verletzt und wütend". Doch Blair fügte hinzu: "Sie können mich angreifen, aber ich bitte Sie, wenigstens zu verstehen, warum ich diese Entscheidungen traf und wieder treffen würde." Die meisten Delegierten spendeten Blair wiederholt lang anhaltenden Beifall.

Der unter Druck geratene Premierminister unterstrich die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus, "nicht weil wir Amerikas Schoßhund sind, sondern weil wir Großbritannien dadurch sicherer machen können". Schließlich ginge die größte Bedrohung im 21. Jahrhundert nicht von konventionellen Kriegen, sondern von einem "fanatischen Terrorismus" aus.

"Grumpy-Gordon" sagt Blair den Kampf an

Insgesamt widmete sich Blair in seiner Rede nur kurz dem Irak. Mit keine Wort ging Blair darauf ein, dass im Irak bisher noch keine Massenvernichtungswaffen gefunden worden sind. Stattdessen erinnerte er die Delegierten an die Schrecken des Regimes von Saddam Hussein.

Blair selbst steht unter Druck, weil seine Zustimmungswerte seit dem Irak-Krieg ingebrochen sind. Umfragen zufolge fordert die Hälfte der Briten seinen Rücktritt, der Vorsprung der Labour-Partei ist zusammengeschmolzen, und 60 Prozent der Labour-Mitglieder halten den Irak-Krieg für einen Fehler.

Den Premier schienen die schlechten Umfrageergebnisse nicht zu überraschen: "Dies sind harte Zeiten. Ich sehe jetzt so alt aus, wie ich bin", scherzte er. Dennoch sei er der erste Labour-Premier der britischen Geschichte, der nach sechseinhalb Jahren noch im Amt sei. Stolz könnten Regierung und Partei auch darauf sein, dass sie dem Land seit 1997 ein sozialeres Gesicht gegeben hätten. Jetzt müssten alle gemeinsam für einen dritten Wahlsieg kämpfen.

Der Druck auf Blair wurde durch die Parteitagsrede seines Rivalen Gordon Brown am Montag noch verstärkt. Was der Schatzkanzler darbot, wurde von der britischen Presse als kaum verhüllte Kampfansage an Blair gewertet. "Grumpy Gordon" (Grummel-Gordon), der mit seinem zerknitterten Gesicht und strähnigen Haaren auch optisch ein Gegenpol zum Strahlemann Blair ist, begeisterte die Partei mit einem Bekenntnis zu alten sozialistischen Werten. Brown sei jetzt der "Labour-Chef in spe", kommentierte am Dienstag der Daily Telegraph.

(sueddeutsche.de/dpa)

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