Kurz gesichtet:Klassisch schön

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Neues von Prada und Ferragamo: Blumenpapier und Schleifenpumps. Und ein Bildband versammelt die Highlights des alpinen Designs.

Von  Anne Goebel, Julia Rothhaas und Max Scharnigg

Der Legende nach soll Salvatore Ferragamo sein erstes Paar Schuhe für seine Schwester angefertigt haben, die er ihr zur Firmung schenkte. Die müssen so gut gewesen sein, dass für den kleinen Salvatore klar war, was er mal beruflich macht. Später entwarf er Ballerinas für Audrey Hepburn und regenbogenfarbene Schuhe für Judy Garland. Nun dürfen die Kunden des 1960 verstorbenen italienischen Designers mal selbst ran: Anlässlich des 40. Geburtstags des Schuhs Vara, ein zeitloses Modell mit mandelförmiger Kappe und Schleife aus Ripsband, kann man sich seinen eigenen Schuh kreieren. Je nach Geschmack ist der rot, schwarz oder nudefarben, und man lässt sich etwa seine Initialen, ein Herz oder einen Stern in das metallene Mittelteil an der Schleife gravieren. Und fühlt sich dem Meister nah wie nie (nur in handverlesenen Geschäften in Mailand, Rom, Florenz, Paris und London, 495 Euro, ferragamo.com).

Mitternachtsblauer Seidensamt mit V-Ausschnitt und weit fließendem Rock, das klingt vergleichsweise unspektakulär - aber das Travolta-Kleid ist trotzdem eines der bekanntesten Kleider der Welt, getragen von einer der bekanntesten Frauen: Prinzessin Diana. Im November 1985 schwebte sie in dem Entwurf des Designers Victor Edelstein nicht nur in das Weiße Haus in Washington ein, sondern legte mit Schauspieler John Travolta auch noch den perfekten Foxtrott hin. Es muss eines von Dianas Lieblingskleidern gewesen sein, denn sie trug es zu mehreren Anlässen (unter anderem bei einem Staatsbesuch in Bonn) und ließ sich darin von Lord Snowdon porträtieren. Nun steht es zum Verkauf: Am 9. Dezember wird es bei Kerry Taylor in London versteigert, für geschätzt 350 000 Pfund.

Der Münchner Künstler Martin Potsch hat vor einigen Jahren Pinsel und Leinwand weggelegt und sich ganz auf die Arbeit mit Glas spezialisiert - in Zusammenarbeit mit diversen Glashütten entstanden dabei experimentelle Vasen und eine Glaskunst, die mit den Sehgewohnheiten bricht und skulptural mit Licht und Form spielt. An diesem Samstag und Sonntag öffnet Potsch sein Atelier in der Pariser Straße 25, um die neuesten Arbeiten zu zeigen, darunter spektakuläre, großformatige Stücke, die in Zusammenarbeit mit dem Glasmacher Korbinian Stöckle entstanden sind: Vasen, so schön, dass man keine Blumen dafür braucht.

Die Verpackung muss mindestens so gut sein wie der Inhalt, im Zweifel besser: Mit dieser Marketing-Grundregel spielt Prada in seiner neuen Kampagne, ganz ironisch natürlich. Die wadenlangen Röcke, Blazer und Schnallensandalen der Resort-Kollektion 2020 werden mit Fotografien beworben, die auf Zeitungsseiten gedruckt wurden - und mit etwas Glück bekommt die Kundschaft in Blumengeschäften demnächst ihre Sträuße in ein solches Prada-Papier gewickelt. Ausgewählte Floristen in Paris oder New York haben das prestigeträchtige Verpackungsmaterial vorrätig, ließ das italienische Label wissen. Eine hübsche Idee, um für Miuccia Pradas Entwürfe sozusagen durch die Blume zu werben. Zusätzliche Aufmerksamkeit kann dem Luxushaus jedenfalls nur gelegen kommen. Zuletzt erholten sich die Geschäftszahlen von Prada vor allem in Asien weniger schnell als erhofft.

(Foto: Anna Maconi)

Wer es nicht in die sehenswerte Ausstellung im Museum Kunst Meran (noch bis 12. Januar) schafft, dem sei das dazu entstanden Buch empfohlen: Design from the Alps versammelt umfassend und mit vielen überraschenden Entdeckungen die Gestaltungsvielfalt, die der Kulturraum zwischen München und Venedig, Mailand und Wien in den letzten hundert Jahren hervorgebracht hat. Auf 460 Seiten werden dabei typisch alpine Designs wie etwa die legendär minimalistischen Ski der Firma Kneissl (im Bild) aus den 1960er-Jahren gewürdigt, aber auch mondäne Vordenker der Region wie etwa Ettore Sottsass oder zeitgenössische Gestalter wie Martino Gamper porträtiert. So unterschiedlich die versammelten Exponate sind, viele vereint doch eine archaische Schlichtheit und ein liebevoller Umgang mit natürlichen Werkstoffen. Ein Standardwerk für alle, die sich der Alpenregion nicht nur wegen des schönen Panoramas verbunden fühlen.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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