Kurt Beck:"Ich bleibe auf dem Boden"

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Schon seit vielen Jahren gilt Kurt Beck in seinem Bundesland als der Sympathieträger schlechthin. Am Sonntag wurde dies einmal mehr bestätigt.

Der 57-Jährige holte das bislang beste SPD-Ergebnis in Rheinland-Pfalz und - nach den Hochrechnungen von 19.00 Uhr - erstmals die absolute Mehrheit für die Sozialdemokraten.

"Ich bleibe auf dem Boden", sagte Beck trotz seines Erfolgs. Statt sich selbst zu feiern, stellte er sich sofort wieder in den Dienst der Partei. Das Ergebnis sei "ein Signal, dass die SPD wieder Landtagswahlen gewinnen kann".

Dass Beck im vergangenen Jahr seinem Bundesland treu blieb, dürften ihm seine Anhänger hoch angerechnet haben. Als die Sozialdemokraten im Bund nach dem Rückzug von Franz Müntefering einen neuen Parteivorsitzenden suchten, ließ Beck dem Brandenburger Matthias Platzeck den Vortritt. Statt im gesamten Bundesgebiet war der 57-Jährige in den vergangenen Wochen zwischen Koblenz, Kaiserslautern und Mainz unterwegs, um für seine Wiederwahl zu kämpfen.

"Kurt Beck ist Rheinland-Pfalz", sagt SPD-Chef Platzeck über seinen Vize im Bundesvorstand. "Nah bei den Menschen sein", nennt Beck selbst sein Markenzeichen.

Der Mann mit dem grauen Bart gilt als bodenständig und hat den Ruf eines vermittelnden Politikers. Zwar hat Becks Stimme längst auch auf Bundesebene großes Gewicht, wie nicht zuletzt sein Beinahe-Sprung an die SPD-Spitze im vergangenen November zeigte.

Dennoch ist er wie kaum ein anderer Ministerpräsident in seinem Heimatland verwurzelt. So bekannte er auch freimütig, dass er lieber in Rheinland-Pfalz als in Berlin sei und nach Sitzungen in der Hauptstadt immer mit der nächsten Maschine heimfliege.

Noch immer lebt Beck im südpfälzischen Steinfeld, wo er als Sohn eines Maurers aufwuchs. Er besuchte die Volksschule und machte eine Ausbildung zum Elektromechaniker, arbeitete als Funkelektroniker beim Heeresinstandsetzungswerk in Bad Bergzabern in der Nähe seines Heimatortes und holte den Realschulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg nach.

Er stieg bis zum Vorsitzenden des Bezirkspersonalrats beim Territorialkommando in Heidelberg auf und ging schließlich in die Politik.

Der Heimat verbunden

Seit 1979 sitzt Beck für die SPD im Landtag. Er war zunächst sozialpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion und wurde später parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion sowie Landesgeschäftsführer der SPD.

Als die SPD 1991 als Sieger aus der Landtagswahl hervorging und gemeinsam mit der FDP eine Regierungskoalition bildete, übernahm Beck den Vorsitz der Landtagsfraktion. Erster rheinland-pfälzischer Ministerpräsident aus den Reihen der SPD wurde damals Rudolf Scharping.

Beck blieb trotz seines Aufstiegs in der Landespolitik seiner südpfälzischen Heimat verbunden: So war der verheiratete Vater eines Sohnes von 1989 bis 1994 Ortsbürgermeister in Steinfeld.

Als Scharping 1993 den Bundesvorsitz der SPD übernahm und Kanzlerkandidat wurde, rückte in Rheinland-Pfalz sein loyaler Helfer Beck nach. Im Oktober 1994 wurde er Ministerpräsident.

Zweimal, bei den Landtagswahlen 1996 und 2001, wurde er in diesem Amt bestätigt. Als letzter SPD-Ministerpräsident in einem westdeutschen Flächenland führte er bundesweit die einzige sozial-liberale Koalition. Am Sonntag stellte sich Beck nun erneut zur Wiederwahl - und holte für die SPD einen klaren Sieg. Der Erfolg dürfte die Position des Pfälzers in der SPD auch auf Bundesebene weiter stärken.

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