Krönung einer Laufbahn:Peres zum neuen Präsidenten Israels gewählt

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Friedensnobelpreisträger Schimon Peres wird neues Staatsoberhaupt von Israel. Das Parlament in Jerusalem stimmte im zweiten Wahlgang für den 83-Jährigen, nachdem dessen Kontrahenten zuvor ihre Kandidatur zurückgezogen hatten. Für Peres ist es die Krönung einer jahrzehntelangen politischen Laufbahn.

Der stellvertretende israelische Regierungschef von der regierenden Kadima-Partei erhielt 86 von 120 Stimmen. Die Wahl zum Präsidenten ist für den 83-Jährigen die Krönung einer politischen Laufbahn, die sich über rund sechs Jahrzehnte erstreckt.

Im ersten Wahlgang lag der Politiker der Zentrumspartei Kadima mit 58 Stimmen bereits deutlich in Führung, verfehlte aber die erforderliche absolute Mehrheit.

Der frühere Parlamentspräsident Reuven Rivlin vom rechtskonservativen Likud-Block erhielt 37 Stimmen, Colette Avital von der linksgerichteten Arbeitspartei Awoda 21. Beide zogen ihre Kandidatur daraufhin zurück.

Kadima spricht von "historischem Sieg"

Rivlin kamen die Tränen der Rührung, als er nach der ersten Runde freiwillig ausschied und die Abgeordneten aufrief, ihre Stimme für Peres zu geben. "Es lebe der Präsident, es lebe der Staat Israel", rief er zum Abschluss einer emotionalen Rede mit brechender Stimme.

Die Kadima-Fraktion teilte mit, sie sei "stolz auf den historischen Sieg" von Peres. Der Sieg bei den Präsidentenwahlen kam für den stellvertretenden Ministerpräsidenten wie eine lang ersehnte Erlösung. Nach Jahrzehnten immer wiederkehrender Misserfolge bei entscheidenden Wahlen konnte der 83-jährige Peres sich am Mittwoch endlich von dem "schlechten Karma" des ewigen Verlierers befreien.

Das Präsidentenamt erscheint nun als krönender Abschluss im Leben des Mannes, der die israelische Politik wie kein anderer geprägt hat. Er selbst hat es als "letzten Dienst" bezeichnet, den er dem Staate Israel erweisen könne.

Peres löst am 15. Juli Mosche Katzav ab. Bei der letzten Präsidentenwahl 2000 war Peres überraschend Katzav unterlegen. Die Amtszeit Katzavs war von vielen Skandalen überschattet. Die Staatsanwaltschaft plant ein Verfahren gegen ihn, in dem es um Vorwürfe der Vergewaltigung, der sexuellen Nötigung und des Betrugs geht. Katzav selbst hat dies stets zurückgewiesen, doch hat er sein Amt seit Januar ruhen lassen.

Die Israelis hoffen nun, dass Peres, der insbesondere im Ausland das Ansehen eines würdevollen Staatsmanns genießt, dem Amt des Präsidenten wieder neuen Glanz verleihen kann. Angesichts des Schmuddelskandals um seinen Vorgänger Mosche Katzav ist das Image des höchsten Amtes schwer lädiert, es gab sogar Aufrufe, es ganz abzuschaffen.

Peres gilt ungeachtet seines hohen Alters - er wird im August 84 Jahre alt - als ungewöhnlich vital, lebendig und ausdauernd. Dennoch kann niemand die Tatsache ignorieren, dass er über 90 Jahre alt sein wird, sollte er das Ende seiner siebenjährigen Amtszeit erleben.

Nicht umsonst wünschte sich der Vater dreier Kinder und Großvater mehrerer Enkelkinder vor seiner Wahl in einem Stoßgebet noch viele Lebensjahre.

© AFP/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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