Kritik der Kirchen:"Das Geld ist zum Gott geworden"

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Die Kirchen haben an Heiligabend eine Rückbesinnung auf nicht-materielle Werte gefordert. Bischof Huber forderte Manager zu mehr Bescheidenheit auf.

Die Kirchen haben an Heiligabend als Lehre aus der Finanzkrise eine Rückbesinnung auf nicht-materielle Werte gefordert und eine gerechtere Welt angemahnt.

Bischof Wolfgang Huber: "Der Boom an den Finanzmärkten hat sich im Nachhinein als Tanz um das goldene Kalb erwiesen." (Foto: Foto: ddp)

Der Boom an den Finanzmärkten habe sich im Nachhinein "als Tanz um das goldene Kalb" erwiesen, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, im Deutschlandradio Kultur. "Dass wir diesen Tanz nun wirklich hinter uns lassen und Geld nicht länger vergötzen, das ist für mich eine ganz wichtige Lehre des zu Ende gehenden Jahres", sagte der höchste Repräsentant von rund 25 Millionen evangelischen Christen und Bischof von Berlin und Brandenburg.

"In den aktuellen Zusammenhängen ist das Geld zum Gott geworden", sagte Huber der Berliner Zeitung. Eine "nachhaltige Wertsicherung" müsse Vorrang haben vor dem kurzfristigen Gewinn und der Bezahlung von Bankern. Der Bischof forderte, dass Bonus-Zahlungen in die Stabilisierung der Finanzsysteme zurückflössen. Manager müssten mehr Bescheidenheit an den Tag legen.

Als negatives Beispiel kritisierte er Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Huber erwarte, "dass niemals wieder ein Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank ein Renditeziel von 25 Prozent vorgibt." Dadurch würden Erwartungen geweckt, die immer größer würden und nicht erfüllt werden könnten.

Einen menschlicheren Umgang miteinander hält der Bischof des Bistums Magdeburg, Gerhard Feige, für geboten. "Nicht Stärke und Macht, Reichtum und Schönheit, Intelligenz und Erfolg sind das Maß aller Dinge, sondern die göttliche Würde, die einem jeden Menschen innewohnt, vom Embryo bis hin zum Sterbenden", betonte der katholische Oberhirte in seiner Weihnachtsbotschaft.

Der Geistliche beklagte, dass die "einzigartige Würde des Menschen aber immer wieder in Frage gestellt oder sogar mit Füßen getreten (werde): durch Mord und Totschlag, Missbrauch und Gewalt, in der Forschung wie in der Medizin, unter ökonomisch-wirtschaftlichen Aspekten wie im alltäglichen Umgang miteinander." Viele fühlten sich durch Arbeitslosigkeit und Verarmung ins soziale Abseits gedrängt und entehrt.

Deutschland sollte nach Ansicht von Bischof Hans-Jürgen Abromeit mehr irakische Flüchtlinge aufnehmen. In seiner Weihnachtsbotschaft erinnerte der Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche an die weltweit 67 Millionen Menschen, die gegenwärtig auf der Flucht seien. Eine besondere Gruppe stellten die Flüchtlinge aus dem Irak dar, von denen ein großer Teil Christen seien.

Der Bitte der UN, solchen Flüchtlingen, die wegen Bedrohungen auf absehbare Zeit nicht zurückkehren könnten, Schutz zu gewähren, würden noch zu wenige Staaten Folge leisten. "Auch Europa hält sich sehr zurück und damit auch die Bundesrepublik Deutschland", beklagte der Landesbischof.

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