Kritik an Rede von Kanzlerin Merkel:"Falsch und ungerecht"

Darf eine Bundeskanzlerin ihr eigenes Land als "Sanierungsfall" bezeichnen? In der SPD ist man empört - und lobt Deutschlands Stärken.

Mehrere SPD-Politiker haben Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgeworfen, mit der Bezeichnung "Sanierungsfall" den Standort Deutschland schlecht zu reden.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ottmar Schreiner nannte die Aussagen der Regierungschefin laut Bild-Zeitung "deplatziert". Deutschland sei Exportweltmeister und kein Sanierungsfall, sagte Schreiner: "Den Standort Deutschland mies zu machen und schlechtzumachen, damit muss endlich Schluss sein".

"Menschen herabgewürdigt"

Der SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend sagte der Zeitung zufolge, Deutschland belege in internationalen Umfragen nach den USA und China Platz drei bei der Frage nach dem besten Standort weltweit.

Der saarländische SPD-Vorsitzende Heiko Maas sagte demnach, Merkel mache das Land schlechter, als es sei: "Dadurch werden die Leistungen tausender Menschen herabgewürdigt".

Kritisch äußerte sich auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach über die Worte der Bundeskanzlerin: "Diese Bewertung ist falsch und ungerecht. Wir haben eine erstklassige Infrastruktur.

Fast jeder ist kranken-, pflege-, und rentenversichert", wird Lauterbach zitiert. Merkel hatte Deutschland in der Haushaltsdebatte am Mittwoch erneut als "Sanierungsfall" bezeichnet. "Natürlich ist Sanierungsfall ein hartes Wort. Aber ich kann mich vor den Realitäten nicht drücken", sagte sie unter Verweis auf das strukturelle Haushaltsdefizit von 60 Milliarden Euro.

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