Kritik an CSU und Seehofer:Glos grollt

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Ex-Wirtschaftsminister Glos kritisiert den rüden Umgangsstil in der Politik, sorgt sich um die CSU und rechnet mit Parteichef Seehofer ab. Besonders stören ihn Bücklinge in Berlin.

Zwei Monate nach seinem Rücktritt als Bundeswirtschaftsminister hat der CSU-Politiker Michael Glos mit Parteichef Horst Seehofer abgerechnet. Allerdings attackierte der Franke den bayerischen Ministerpräsidenten in den meisten Passagen, ohne seinen Namen zu nennen.

Groll auf die heutige Parteiführung der CSU: Ex-Minister Michael Glos (Foto: Foto: AP)

Im Interview der Bild-Zeitung äußerte sich Glos kritisch über den Kurs der CSU und kündigte an, er wolle weiter politisch aktiv bleiben. Er trete erneut zur Wahl zum Bezirksvorsitzenden der Partei in Unterfranken an.

"Was die Partei jetzt braucht, ist Beständigkeit, Verlässlichkeit. Dass am Nachmittag noch gilt, was am Vormittag verkündet wird", sagte Glos. Seehofer war zuvor Wechselhaftigkeit auch im Umgang mit der Schwesterpartei CDU vorgeworfen worden.

Glos erinnerte an den jahrzehntelangen Anspruch der CSU auf die absolute Mehrheit in Bayern. "50 Prozent plus X war immer die Messlatte", sagte er. Heute scheine sich der ein oder andere in der Partei "innerlich schon damit abgefunden zu haben, dass es sich mit der FDP in München doch ganz gut regieren lasse".

Glos kritisierte, weder der CSU-Chef noch Kanzlerin Merkel hätten ihn nach dem Rücktritt angerufen. Er fügte allerdings hinzu: "Ich habe auch keinen Anruf vermisst."

Ein Artikel löste Glos' Rücktritt aus

Nach mehrwöchiger Kur beklagte der Exminister auch sonst den Umgangsstil in der Politik. "Zu denken gibt, wenn Leute, die noch vor ein paar Wochen den Diener nicht tief genug machen konnten - bis hin zu Staatssekretären - einen heute im Bundestag oder auch auf der Straße nicht mehr kennen wollen", sagte er.

Glos räumte ein, dass ein Zeitungsartikel, in dem bereits der CSU-Schatzmeister Thomas Bauer als möglicher Nachfolger genannt worden war, mit ein Auslöser für seinen Rücktritt war. "Sicher war dieser Artikel im Donaukurier ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", wird er zitiert.

Er wolle sich aber jetzt nicht in den Schmollwinkel stellen und sagen: Ich spiele nicht mehr mit, fuhr Glos fort. "Rache ist eine rückwärtsgewandte Denkweise", sagte der ehemalige Bundeswirtschaftsminister.

Positiv äußerte sich Glos über seinen Nachfolger als Wirtschaftsminister, Karl-Theodor zu Guttenberg. Der adelige Oberfranke sei ihm schon früh als Talent aufgefallen, sagte der Unterfranke Glos. Er habe ihn deshalb "ganz bewusst schon früh gefördert".

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