Krise durch die Krankheit:Infizierte in 27 Ländern

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Die Welt reagiert: Fallende Aktien, Quarantäne und Sondersitzungen sind die Folgen der Ausbreitung.

Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus hat einschneidende Folgen für Wirtschaft und Politik. Die britische Regierung etwa hat das neue Virus als "ernsthafte und unmittelbar bevorstehende" Gefahr für die öffentliche Gesundheit bezeichnet. Menschen mit dem Virus dürfen daher nun zwangsweise unter Quarantäne gestellt werden. Japan meldete Dutzende neue Erkrankte auf einem Kreuzfahrtschiff bei Tokio. Die Krise macht sich auch an den Börsen bemerkbar. Die Märkte reagierten mit Kursrückgängen bei Aktien, Energie und Industriemetallen, die Sorge bremste am Montag die Kauflaune bei den europäischen Anlegern. Der Ölpreis fiel.

Weltweit gab es am Montag in mindestens 27 Ländern Infizierte. Eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) brach nach China auf, um bei der Erforschung der Epidemie zu helfen. Der Entsendung waren zwei Wochen lange Verhandlungen mit Peking vorausgegangen.

Bei 20 deutschen Rückkehrern aus Wuhan fielen alle Tests negativ aus

In Großbritannien wurden zwei Krankenhäuser zu Isolationseinrichtungen für Erkrankte ernannt. Im Vereinigten Königreich werden vier der am Montag bestätigten 39 Fälle in Europa behandelt. Das Land ist ein Verkehrsknotenpunkt zwischen Asien und Europa. Der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarčič, kündigte für Donnerstag eine Sondersitzung der 27 Gesundheitsminister der Mitgliedsstaaten an. Das Virus breite sich schnell aus und stelle eine ernste Gefahr dar, sagte er in Brüssel. Seit dem Ausbruch seien mehr als 500 EU-Bürger aus China nach Hause geholt worden. 20 deutsche Rückkehrer aus Wuhan wurden einer ersten Untersuchung zufolge nicht mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. "Wir sind erleichtert. Alle Testergebnisse auf das neuartige Coronavirus der Rückkehrerinnen und Rückkehrer in Berlin sind negativ", teilte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci am Montag mit.

Japans Regierung meldet 65 weitere Fälle auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, das in Yokohama unter Quarantäne liegt. Auf dem Schiff haben sich 135 Menschen angesteckt. Nun überlege man, alle 3711 Passagiere und Crewmitglieder zu testen, sagte Gesundheitsminister Katsunobu Kato. Die Kreuzfahrtbranche hat die Sicherheitsregeln verschärft, Aida Cruises läuft keine chinesischen Häfen mehr an.

Der japanische Autobauer Nissan muss der Zeitung Nikkei zufolge seine Produktion teilweise stoppen. Die Entscheidung sei getroffen worden, weil es schwierig sei, Zulieferteile aus China zu bekommen. In Barcelona droht die führende Mobilfunkmesse Mobile World Congress (MWC) zu einer Geisterveranstaltung zu werden. Viele Unternehmen haben abgesagt, zuletzt Amazon und Sony, vorher der schwedische Telekomausrüster Ericsson, der südkoreanische Elektronikkonzern LG und der Chiphersteller Nvidia. Die chinesischen Konzerne Huawei, ZTE und Lenovo sowie Samsung aus Südkorea hingegen wollen am 24. Februar zur Messe kommen.

Niederländer chinesischer Herkunft haben genug von Diskriminierungen asiatisch aussehender Menschen. Sie starteten die Petition "Wir sind keine Viren", die am Montag rund 25 000-mal online unterzeichnet wurde.

© SZ vom 11.02.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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