Kriminologie:Studie zu Polizeigewalt

Von Bernd Kastner, München

Die meisten Fälle von womöglich rechtswidriger Polizeigewalt werden nicht offiziell erfasst. Das ist eines der Zwischenergebnisse eines Forschungsprojekts an der Uni Bochum unter Leitung des Kriminologen Tobias Singelnstein. Sein Team hat mehr als 3300 Berichte von Betroffenen ausgewertet, die in einem Online-Fragebogen vor allem Vorfälle aus den vergangenen zehn Jahren schilderten. 86 Prozent davon mündeten demnach nicht in ein Strafverfahren. Die meisten Betroffenen hätten von einer Anzeige abgesehen, weil sie diese für erfolglos hielten. Meist handle es sich um Auseinandersetzungen bei Demonstrationen, politischen Aktionen und Fußballspielen. Dabei sei es überwiegend zu leichter oder mittelschwerer Gewalt durch Polizisten gekommen, in Form von Stößen und Schlägen. Gut zwei Drittel der Befragten seien verletzt worden. Die Forscher betonen, dass es sich nicht um eine repräsentative Befragung handle. Zudem sei offen, ob es sich jeweils tatsächlich um rechtswidrige Polizeigewalt handle, da diese Einordnung auf die Betroffenen zurückgehe.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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