Kriegsverbrechertribunal:Milosevic bleibt stur

Lesezeit: 1 min

Der als Kriegsverbrecher angeklagte Slobodan Milosevic wollte bei der zweiten Anhörung seine Erklärung wiederholen, dass er das Haager Tribunal nicht anerkennt - das Gericht drehte ihm daraufhin erneut das Mikrofon ab.

Birgit Lutz

Slobodan Milosevic verweigert weiter jede Zusammenarbeit mit dem Haager Kriegsverbrechertribunal.

Milosevic vor dem Tribunal (Foto: Foto: dpa)

Auch zur zweiten Anhörung erschien der wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Kosovo-Konflikts angeklagte Ex-Staatschef ohne Anwalt und hatte noch nicht einmal die Anklageschrift gelesen.

Die Eröffnung der Anhörung verfolgte Milosevic mit unbewegtem Gesichtsausdruck.Nach der Aufforderung durch den Vorsitzenden Richter Richard May, eine Erklärung abzugeben, erklärte Milosevic, er wolle "wie zivilisierte Menschen kommunizieren". Falls er wie bei der ersten Anhörung gehindert werden würde, alles zu sagen, was er wolle, wolle er überhaupt nicht aussagen.

Nach dem Hinweis des Richters, dass sich der Angeklagte lediglich an die Regeln halten müsse, beschwerte sich Milosevic über seine Isolation von seiner Familie und seine illegale Inhaftierung. Er fuhr fort mit der Erklärung, dass er weder das für ihn illegale Haager Tribunal noch die Anklage anerkenne.

Richard May unterbrach die Erklärung des Angeklagten schließlich mit den Worten, "Dass Sie das Gericht nicht anerkennen, haben wir nun gehört, wir wissen das jetzt. Haben Sie sonst noch etwas zu sagen?"

Auf Milosevics fortfahrende Beschwerden über die Illegalität des Tribunals brach der Richter die Anhörung ab. "Wir werden uns diese Argumente nicht mehr länger anhören", so Richter May.

Eine dritte Anhörung legte er für den 29. Oktober fest. Der Prozess gegen Milosevic soll Anfang nächsten Jahres beginnen. Hierzu will Richter May einen Anwalt benennen, der die Verteidigung Milosevics übernehmen soll.

Neue Anklagen

Die Chefanklägerin des UN-Kriegsverbrechertribunals, Carla Del Ponte, hat kurz nach der Anhörung zwei weitere Anklagen gegen Milosevic angekündigt.

Er soll auch wegen Völkermords während der Kriege in Bosnien und Kroation (1991 bis 1995) vor das Tribunal. Wie ihre Sprecherin Florence Hartmann am Donnerstag mitteilte, will Del Ponte die Anklageschriften am 1. Oktober unterzeichnen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: