Krawalle in Hamburg:Polizei schädigt sich selbst

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Bei den Ausschreitungen am Rande von ASEM- und G-8-Protesten in Hamburg sind mehr als 150 Polizisten verletzt worden - überwiegend durch ihr eigenes Reizgas.

Bei den Ausschreitungen am Rande von G-8-Protesten in Hamburg sind 179 Polizisten größtenteils durch Reizgas leicht verletzt worden. Die meisten konnten an Ort und Stelle behandelt werden und ihren Dienst fortsetzen, zwei mussten ins Krankenhaus, wie die Polizei am Dienstag mitteilte.

Zudem seien zwei Demonstranten verletzt worden. Insgesamt nahmen die Einsatzkräfte 34 Personen vorläufig fest, 86 kamen in Gewahrsam.

Nach einer zunächst vergleichsweise friedlichen Demonstration mit rund 4000 Teilnehmern gegen den bevorstehenden G-8-Gipfel war die Situation am Montagabend eskaliert. Die Polizei musste mit Wasserwerfern gegen Straßenblockaden, brennende Barrikaden und Angriffe gegen Beamte vorgehen.

Demonstration vorzeitig beendet

Erst gegen Mitternacht beruhigte sich die Situation. Bis zum Dienstagvormittag gab es keine weiteren Zwischenfälle. Die Veranstalter der Demonstration kritisierten das Vorgehen der Polizei als überzogen.

Am späten Montagnachmittag hatten die Anmelder die Demonstration vorzeitig beendet, weil sie nach eigenem Bekunden keinen Sinn mehr in einer von der Polizei begleiteten Demonstration durch gesperrte Straßen sahen.

Im Anschluss wurden laut Polizei im Bereich des Schanzenviertels kleinere Gruppen gewalttätig. Beamte seien mehrfach massiv mit Steinen, Farbbeuteln, pyrotechnischen Gegenständen und Fußtritten attackiert worden. Im weiteren Verlauf kam es demnach immer wieder zu Sachbeschädigungen und Angriffen auf die Einsatzkräfte und Polizeiautos.

Die Proteste richteten sich gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm in der kommenden Woche und das in Hamburg stattfindende Treffen der europäischen Außenminister mit ihren asiatischen Amtskollegen (ASEM), das am Montagabend begann.

"Berechtigte Kritik an Abschottung"

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth kritisierte unterdessen das Sicherheitskonzept bei der Demonstration. "Mir geht es darum, dass wir die inhaltlichen Anforderungen an G 8 rüberbringen und nicht Bilder von Krawallen", sagte Roth dem Fernsehsender N24. "Ich glaube aber, dass dazu auch ein Deeskalationsprinzip der Polizei nötig ist."

"Gestern gab es, glaube ich, durchaus auch berechtigte Kritik an hermetischer Abschottung der friedlichen Demonstration durch die Polizei", sagte Roth. "Unser Demonstrationsrecht hat ja einen Grundsatz: Demonstrationen sollen etwas darstellen, etwas zeigen, die sollen in Hör- und Sichtweise stattfinden von denen, die es betrifft", betonte die Parteivorsitzende.

"Das war ja schon absurd. Man hat die in wirklich menschenleere Gegenden geleitet. Das war eigentlich ein wandelnder Polizeikessel."

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, verteidigte das Vorgehen der Einsatzkräfte gegen Kritik. "Ich glaube, man kann sagen, dass der Polizeieinsatz geglückt ist", sagte Freiberg dem Radiosender NDR Info.

"Wir haben mit viel Polizei, mit hohem Kräfteansatz dort, soweit es ging, Sicherheit gewährleistet, zumindest was das Demonstrationsgeschehen betrifft." Freiberg bedauerte, dass das Klima zwischen Polizei und Globalisierungskritikern vor dem G-8-Gipfel immer vergifteter werde.

"Die Auseinandersetzungen nehmen auch an verbaler Schärfe zu, aber auch durch Gewalttätigkeit von unbekannten Tätern, die Brandanschläge machen." Das sei verbunden mit einem außerordentlich hohen Personaleinsatz bei der Polizei.

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