Krawalle in Frankreich:Gewerkschafter angeblich von der Polizei lebensgefährlich verletzt

Lesezeit: 1 min

Der Mann, der an Protesten in Paris teilgenommen hatte, liegt im Koma. Augenzeugen erheben schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitsbeamten.

Augenzeugen berichteten, dass Polizisten mit Gummiknüppeln auf den Gewerkschafter Cyril Ferez eingeschlagen hätten - auch als dieser schon am Boden lag. Wie erst jetzt bekannt wurde, liegt der 39-Jährige bereits seit Samstagnacht im Koma. Aufgrund schwerer Kopfverletzungen soll er mit dem Tod ringen.

"Fünf oder sechs haben ihn erwischt und sofort angefangen, hemmungslos mit Gummiknüppeln auf ihn einzuschlagen", sagte ein belgischer Fotograf. Ein anderer Fotograf bestätigte die Angaben: "Ich habe einen sehr harten Schlag gegen den Kopf auf Höhe des rechten Ohres gesehen. Der Mann ist dann zusammengesunken wie ein Sack."

Nach ersten Ermittlungen der Polizei war das Mitglied der Gewerkschaft SUD-PTT stark angetrunken. Ein Polizist sagte aus, Ferez habe vor seiner Bewusstloskeit erklärt, nicht von der Polizei geschlagen worden zu sein.

"Frankreich im Bürgeraufstand"

Die SUD PTT warf der Polizei Vertuschung eines gewaltsamen Übergriffs und unterlassene Hilfeleistung vor. Die Organisation bezeichnete es als "besonders skandalös", dass die Polizei keinen Notarzt gerufen habe. Dies hätten die Demonstranten selbst tun müssen. Der Chef der Gewerkschaft CFDT, François Chérèque, forderte Aufklärung über die Umstände der schweren Verletzung.

Insgesamt waren am Samstag in Paris mehr als 50 Menschen verletzt worden, darunter auch dutzende Polizisten. Bis zu 1,5 Millionen Menschen waren auf die Straße gegangen, um gegen die geplante Lockerung des Kündigungsschutz zu protestieren.

Die gewalttätigen Proteste setzen Premierminister Dominique de Villepin zunehmend unter Druck. Alle Gewerkschaften und Studentenorganisationen riefen zu einem nationalen Protest- und Streiktag am kommenden Dienstag auf. "Frankreich befindet sich im Bürgeraufstand", sagte der sozialistische Senator Jean-Luc Mélenchon.

Wirtschaftsminister Thierry Breton erklärte "die Zeit der Anpassung der Reform und des Dialogs" für gekommen. Die Zentrumspartei UDF rief Präsident Jacques Chirac auf, das geplante Gesetz zur Überarbeitung zurück ins Parlament zu schicken. Die derzeitige Konfrontation könne jede Reform unmöglich machen. Die UDF schlug im Einklang mit Unternehmern vor, die Probezeit auf sechs Monate zu beschränken und die Unternehmen zu verpflichten, jede Entlassung zu begründen.

© AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: