Korruptionsindex:Ärmste Länder bluten aus

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Bestechung, Armut und instabile politische Systeme hängen zusammen. Doch auch Regierungen und Konzerne reicher Staaten sind demnach mitverantwortlich für die katastrophalen Zustände. Das zeigt erneut ein aktueller Bericht von Transparency International.

Durch Korruption werden die ärmsten Länder der Welt regelrecht ausgeblutet, doch reiche Staaten sind am Verschieben und Anhäufen illegaler Reichtümer beteiligt. Dies geht aus dem jährlichen, weltweiten Korruptionsperzeptionsindex der Organisation Transparency International (TI) hervor, der in London vorgestellt wurde.

"Korruption bleibt ein enormer Aderlass von Mitteln, die für Bildung, Gesundheit und Infrastruktur bitter nötig wären", sagte die TI-Vorsitzende Huguette Labelle bei der Vorstellung des Berichts in der britischen Hauptstadt.

Die besten Noten im Korruptionsindex 2007 erzielte Dänemark, das auf einer Skala von null bis zehn auf 9,4 Punkte kam, knapp gefolgt von Finnland, Neuseeland und Singapur. Deutschland steht auf der Liste auf Rang 16, hinter Großbritannien, Hongkong und Österreich.

Schlusslichter auf der 180 Staaten und Territorien umfassenden Liste sind Haiti, der Irak, Birma und Somalia. Der Zusammenhang zwischen Korruption und Armut sei unverkennbar, betonte Transparency International. Die Länder, die am besten abschnitten, seien aber nicht nur wohlhabend, sondern hätten auch stabile Institutionen, gute Mechanismen für Konfliktregelung und eine freie Bürgergesellschaft.

Länder, die im Korruptionsindex 2007 schlecht abschnitten, sollten die Ergebnisse dringend ernst nehmen und die Rechenschaftspflicht ihrer öffentlichen Einrichtungen stärken, forderte Labelle. "Aber der Handlungsbedarf bei Ländern mit guten Noten ist genauso groß, vor allem was korrupte Machenschaften in der privaten Wirtschaft anlangt."

Bestechung als Geschäftsstrategie

Korruption in armen Ländern mit schwacher Staatsgewalt wie Somalia, Irak oder Afghanistan habe immer auch eine internationale Dimension, argumentiert die Organisation. So würde Bestechungsgeld an Entscheidungsträger in armen Ländern häufig von Konzernen gezahlt, die ihren Sitz in reichen Staaten haben.

"Es kann nicht länger hinnehmbar sein, dass diese Firmen Bestechung als legitime Geschäftsstrategie auf ihren Exportmärkten betrachten", kritisiert der Bericht. Ebenso seien die reichen Länder durch ihre internationalen Finanzzentren an der Anhäufung, der Verschiebung und dem Schutz illegaler Vermögen korrupter Potentaten beteiligt.

"Kritik reicher Staaten an Korruption in armen Ländern ist wenig glaubwürdig, wenn deren Finanzinstitutionen auf Reichtümern sitzen, die von den Ärmsten dieser Welt gestohlen wurden", sagte TI-Vizechef Akere Muna. Das Eintreiben von gestohlenem Vermögen werde durch Geldwäsche in Finanzoasen mit intaktem Bankgeheimnis praktisch unmöglich gemacht.

Als Folgerungen aus dem Index 2007 stellte die Organisation mehrere zentrale Forderungen auf. So sollten Entwicklungsländer Hilfszahlungen in funktionierende Institutionen stecken und unabhängige Justizsysteme aufbauen. Reiche Länder aber müssten ihre Finanzzentren strenger regulieren und härtere Vorschriften gegen Geldwäsche erlassen.

"Die reichsten Regierungen der Welt müssen die Anti-Bestechungs-Konvention der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) strikt durchsetzen, die die Bestechung ausländischer Entscheidungsträger zu einer Straftat erklärt", verlangte die Organisation.

Schließlich werden auch die Vorstände multinationaler Konzerne aufgerufen, wirksame Regeln gegen Korruption nicht nur aufzustellen, sondern auch einzuhalten. Diese müssten dann auch von ausländischen Filialen und Vertretungen eingehalten werden.

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