Kongo:Sexverbot für UN-Soldaten verhängt

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Generalsekretär Annan reagiert auf Berichte über Missbrauch und untersagt Truppen Kontakt zu Einheimischen.

Von Michael Bitala

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den Blauhelm-Truppen in der Demokratischen Republik Kongo jeden sexuellen Kontakt zur Bevölkerung untersagt. Damit reagierte er auf den weit verbreiteten Missbrauch von Flüchtlingskindern, auf Zwangsprostitution und auf Vergewaltigungen durch Soldaten der Vereinten Nationen.

Ein UN-Team hatte im Vorjahr 150 Fälle untersucht und 68 ausführlich dokumentiert. Die Verfasser kamen zu dem Schluss, dass die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger durch Blauhelm-Truppen in Kongo, wo 12000 Soldaten stationiert sind, weit verbreitet ist, außerdem "scheinen alle größeren Einheiten betroffen zu sein".

Annan schrieb in einem Brief an den Sicherheitsrat, dass mit dem Sexverbot der Missbrauch unterbunden werden soll. Er sei entsetzt über die Berichte. Zu den Opfern zählten Mädchen, die erst zwölf oder 13 Jahre alt waren und mit Milch, Eiern oder ein, zwei Dollars zum Sex gezwungen wurden. Auch Fälle von Massenvergewaltigungen wurden bekannt.

Was mit den Tätern geschieht, ist unklar

Annan forderte den Sicherheitsrat auf, zur Verhütung weiterer Übergriffe eine Sondereinheit von 100 Militärpolizisten zu entsenden. Wie der Chef der UN-Mission in der ostkongolesischen Provinz Südkivu, Jean Paul Vogels, der Süddeutschen Zeitung sagte, ist es den Soldaten inzwischen verboten, in ihrer Freizeit die UN-Gelände zu verlassen. Nach dem Willen Annans soll es nun Erholungseinrichtungen und spezielle Schulungen für die Soldaten geben.

Was mit den Tätern geschieht, ist unklar. Die UN haben lediglich die Möglichkeit, sie nach Hause zu schicken, sie unterstehen der Gerichtsbarkeit ihrer Heimatländer.

Bislang aber hat lediglich Südafrika zwei Soldaten wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt. Hinzu kommt der Fall eines Franzosen, der als ziviler Mitarbeiter für die UN in Kongo war und Kinderpornos gedreht hat.

Er sitzt in seiner Heimat in Haft. Welche Dimensionen der Skandal hat, zeigt auch die Tatsache, dass im Bürgerkriegsland Kongo Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt wird, von allen Milizen und Armeen.

Amnesty International geht von 40.000 Fällen aus, oft wurden Kinder und Frauen dabei schwer verletzt und verstümmelt. Das jüngste bekannte Opfer ist 18 Monate alt, das älteste 84 Jahre.

© SZ vom 11.02.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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