Konflikt um Raketenschutzschild:Bush bietet Putin Gespräch über Raketenabwehr an

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US-Präsident Bush hat dem russischen Präsidenten Putin Gespräche über den umstrittenen Raketenschutzschild angeboten. Nach russischen Angaben sagte Bush in einem Telefongespräch mit Putin, er sei bereit, Russland über Details des Abwehrsystems zu informieren.

Putin habe seinerseits dem US-Präsidenten die Bedenken der russischen Regierung gegen die geplante Stationierung von US-Raketen in Polen dargelegt, teilte die Regierung in Moskau am Mittwoch weiter mit. Bush habe sich im Interesse der gemeinsamen Sicherheit bereit erklärt, Details zu erörtern. Dies sei von Putin mit Befriedigung registriert worden, hieß es in der russischen Mitteilung.

Das Weiße Haus bestätigte die Unterredung. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Gordon Jondroe, sagte allerdings, dass die geplante Raketenabwehr nur eines unter mehreren Gesprächsgegenständen gewesen sei. Bush und Putin hätten in dem Telefonat, das vom US-Präsidenten ausgegangen sei, unter anderem über Iran, ,,eine Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr und über den Kosovo gesprochen.

Europa unterm Schutzschild

Unterdessen betonte ein hochrangiger US-General, der geplante Raketenschutzschild liege auch im militärischen Interesse Russlands. ,,Abgedeckt werden Frankreich, Deutschland, Italien, alle Länder, die geschützt werden müssen; dazu sogar Westrussland'', sagte der Chef der US-Raketenabwehr, Generalleutnant Henry Obering, der Wochenzeitung Die Zeit.

Obering wies Bedenken des russischen Außenministers Sergej Lawrow zurück, die geplanten Abschussbasen könnten auch für einen Angriff auf Russland genutzt werden. Obering sagte, dass in Polen stationierte Abfangraketen nicht gegen russische Interkontinentalraketen einsetzbar seien. ,,Die können sie nicht erwischen'', bekräftigte Obering.

Die tschechische Regierung kündigte die Aufnahme offizieller Verhandlungen mit den USA über den Aufbau des Raketenabwehrsystems an. Darauf habe sich die Regierung verständigt, teilte Ministerpräsident Mirek Topolanek mit.

Die Verhandlungen über eine Radarstation nahe Prag könnten bis Herbst abgeschlossen werden, hieß es aus Regierungskreisen. Das Parlament würde Anfang 2008 über das Projekt abstimmen. Einige europäische Nato-Staaten hatten kritisiert, dass Prag mit den USA Gespräche führe, nicht aber mit den Partnern innerhalb der Nato.

© SZ vom 29.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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