Kompromissangebot aus Ankara:Türkischer Armeechef kritisiert Zypern-Initiative

Die Regierung Erdogan hat ihren Vorschlag ohne Absprache mit der Armee gemacht. Der Generalstabschef erfuhr von der Initiative erst aus dem Fernsehen - und bezeichnet sie als "Abweichung vom offiziellen Standpunkt des Staates".

Generalstabschef Yasar Büyükanit sagte der Zeitung Hürriyet: "Sicher lenken wir nicht den Staat. Wir bringen nur unsere Ansichten zur Sprache." Büyükanit erklärte weiterhin: "Aber wäre es bei einer solch wichtigen Entscheidung nicht erforderlich gewesen, eine Institution, die in Nordzypern 40.000 Soldaten unterhält, zu informieren und nach ihrer Meinung zu fragen?"

Die türkische Regierung hatte die Öffnung eines Hafens und eines Airports für Schiffe und Flugzeuge aus Zypern angeboten, um eine teilweise Aussetzung der Beitrittsverhandlungen mit der EU zu verhindern.

Der Armeechef kritisierte die Initiative der Regierung als "Abweichung vom offiziellen Standpunkt des Staates". "Wir haben uns gewundert, dass dieser überraschend zur Diskussion gestellt worden ist", sagte der Generalstabschef.

Die EU hat den Beitrittskandidaten Türkei häufiger wegen des nach wie vor hohen politischen Einflusses des Militär kritisiert.

EU-Botschafter beraten türkischen Vorschlag

Auf einer Sondersitzung in Brüssel haben die EU-Botschafter ihre Beratungen über den überraschenden Vorstoß der Türkei im Zypern-Streit wiederaufgenommen. Die Vertreter der 25 Mitgliedstaaten sollen das Treffen der EU-Außenminister am Montag vorbereiten.

Die finnische EU-Ratspräsidentschaft habe bisher allerdings noch keinen Entwurf für die Beschlüsse der Außenminister vorgelegt, verlautete vor Beginn des Treffens aus diplomatischen Kreisen. Auch Details des türkischen Vorstoßes seien noch nicht bekannt.

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