Zunächst werde wohl "an der Stellenschraube gedreht", sagte Marie-Luise Müller, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, dem Tagesspiegel. Auch die Fallzahl pro Pflegekraft werde zunehmen, "und das bei steigender Pflegeintensität durch das immer höhere Alter der Patienten".
Als Folge des Tarifabschlusses erwartet der Interessenverband kommunaler Krankenhäuser (IvKK) eine Austrittswelle aus der Tarifbindung des Arbeitgeberverbandes. Er rechne mit dem Ausstieg von mehr als 15 Prozent der Kliniken, sagte Verbandschef Hansjörg Hermes dem Tagesspiegel am Sonntag.
Wolfram Candidus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten, forderte, die unzumutbare Lage der Ärzte dürfe nicht auf Kosten des Pflegepersonals verbessert werden. Er drohte mit einer Großdemonstration von Krankenschwestern, Pflegern und Patienten in Berlin.
Marburger Bund optimistisch
Auch nach Einschätzung der Tarifunion des Beamtenbundes (dbb) birgt der Tarifvertrag für die Ärzte Gefahren für die anderen Klinik- Berufsgruppen. "Der Abschluss ist nicht dazu geeignet, wirklich Ruhe zwischen den Beschäftigtengruppen in den Kliniken zu erreichen", sagte der Vorsitzende Frank Stöhr in einem Gespräch mit der dpa. Während für eine Gruppe zusätzlich etwas ausgeschüttet werde, fragten sich die anderen Beschäftigten, warum sie nicht etwas mehr bekämen.
Der Marburger Bund zeigte sich optimistisch über eine Zustimmung zu dem Abschluss in den eigenen Reihen. "Wir gehen davon aus, dass die große Tarifkommission am Dienstag dem Abschluss zustimmen wird und auch die Urabstimmung ein positives Ergebnis bringt", sagte der Specher der Ärztegewerkschaft, Athanasios Drougias, der dpa.
Nach fast acht Wochen Streik hatten sich Arbeitgeber und Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) am Donnerstag erstmals auf einen eigenen Ärztetarife für die kommunalen Krankenhäuser geeinigt. Die Gehälter steigen um 1,5 bis 13 Prozent.