Kommentar:Zu viel Ehrlichkeit

Seltsam, diese Debatte um die Rente. Seit Monaten fordern Politiker und Wissenschaftler aller Couleur mehr Ehrlichkeit. Die Bürger sollen sich darauf einstellen, dass die Rente nicht so bleibt, wie sie ist. Ein Umbau ist nötig, weil Deutschland vergreist.

Von Andreas Hoffmann

(SZ vom 25.08.2003) - Nun versucht die Rürup-Kommission eine Skizze für diesen Umbau zu zeichnen, doch bevor die Papiere fertig geschrieben sind, wissen die Politiker aller Parteien bereits, dass die Arbeit nichts taugt. Nur: Sind die Rürupschen Pläne wirklich skandalös?

Halbwegs realistische Lagebeschreibung

Auf den ersten Blick löst die Botschaft ein Frösteln aus: Rente erst ab 67, außerdem sollen die Ruhestandsbezüge künftig weniger stark steigen. Das ist nicht verheißungsvoll - aber halbwegs realistisch, was sich von vielen anderen Ideen nicht sagen lässt. Klar ist: Deutschland wird sich wandeln, es wird mehr alte Menschen und weniger junge Leute geben.

Das hat Folgen, die sich durch Zuwanderung kaum abmildern lassen. In den Firmen sitzen ältere Arbeitnehmer, andere Produkte und Dienstleistungen werden nötig, im sozialen Netz müssen andere Knoten geknüpft werden. Es gibt also weniger zu verteilen, weil eine alternde Gesellschaft nicht so dynamisch ist und weniger Wohlstand schafft.

Rürup-Kommission erledigt ihren Job

Diesen Wandel will die Rürup-Kommission vorbereiten - nicht blitzartig, sondern mit Bedacht. Die Rente mit 67 etwa soll schrittweise, über lange 24 Jahre hinweg, eingeführt werden, startend im Jahr 2011. Das ist durchaus gerecht: Wenn die Menschen länger leben, müssen sie auch länger arbeiten - und brauchen dafür natürlich auch Jobs. Die Kommission erledigt also genau das, was stets gefordert wird: Sie gibt eine langfristige Perspektive - die Politikern wieder viel zu ehrlich ist.

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