Kommentar:Geiseln hier, Geiseln dort

Das Wort ,,Geiseln'' rührt an eine wunde Stelle in den Beziehungen Irans zu den USA. Wenn Präsident George Bush die 15 am Schatt el-Arab gefangenen Briten Geiseln nennt, dann fühlen sich alle Amerikaner an die Besetzung ihrer Botschaft in Teheran im Jahre 1979 und an die demütigenden 444 Tage Haft ihrer Diplomaten erinnert.

Rudolph Chimelli

Das Verhältnis des Revolutionsregimes zu Washington war dadurch von Anfang an vergiftet. Für Bush ist deshalb durch seine Wortwahl die Frage erledigt, wer im derzeitigen Streit zwischen Teheran und London recht hat.

Bis das Wort des Präsidenten fiel, hatten sich die Amerikaner auffallend zu-rückgehalten. Sie konnten auch ohne ausdrückliche Verdammung der Iraner damit rechnen, dass Tatsachen schwerer wiegen als Worte. Ihre Tatsachen bestehen aus kriegsmächtigen Flottenverbänden mit zwei Flugzeugträgern, die im Persischen Golf kreuzen.

Die Drohgebärde gilt allein Iran. Für die iranischen Diplomaten und Geheimdienst-Offiziere, welche die Amerikaner im Januar im Irak festsetzten, würde weder Bush noch sonst jemand die Bezeichnung ,,Geiseln'' gebrauchen.

Den Gastgebern peinlich

Dabei befanden sie sich auf Einladung hoher irakischer und kurdischer Stellen im Land, und das amerikanische Vorgehen ist den Gastgebern peinlich.

Ihre Freilassung wurde sofort als Konzession erwogen, als die iranischen Schnellboote ihre Gefangenen einbrachten. Denn es waren Marine-Verbände der Revolutionswächter (Pasdaran), nicht der regulären Streitkräfte, die dabei tätig wurden.

Auch die im Irak festgehaltenen Emissäre sind Pasdaran, die möglicherweise von ,,Kameraden'' freigepresst werden sollten. Doch die Amerikaner haben bereits abgewinkt.

© SZ vom 2.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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