Kolumbianischer Militärschlag in Ecuador:Kriegswarnungen in Südamerika

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Der militärische Vorgehen der kolumbianischen Armee gegen Farc-Rebellen im Nachbarland Ecuador hat eine Krise im nördlichen Südamerika ausgelöst. Kolumbien verteidigte den Militärschlag.

Der tödliche Militärschlag der kolumbianischen Armee im Nachbarland Ecuador gegen den Farc-Vize Raúl Reyes hat eine schwere Krise im nördlichen Südamerika ausgelöst.

Der kolumbianische Außenminister Fernando Araújo rechtfertigte den Militärschlag auf ecuadorianischem Gebiet als "Akt der Selbstverteidigung". (Foto: Foto: Reuters)

Sowohl Ecuador als auch Venezuela kündigten die Verlegung von Truppen an die Grenzen zu Kolumbien an und zogen ihre Botschafter aus Bogotá ab. Ecuador wies am Sonntag auch den Botschafter Kolumbiens aus. In allen drei Ländern war von einer möglichen Kriegsgefahr die Rede.

Ecuadors Staatschef Rafael Correa geißelte die Tötung von Reyes als die bisher "schwerwiegendste, listigste und nachgewiesene Aggression von (Kolumbiens) Präsident (Alvaro) Uribe gegen Ecuador". Der frühere ecuadorianische Außenminister José Ayala warnte ebenso wie der kolumbianische oppositionelle Senator Gustavo Petro vor einer wachsenden Kriegsgefahr.

Der linksgerichtete venezolanische Präsident Hugo Chávez beschimpfte seinen konservativen kolumbianischen Amtskollegen Alvaro Uribe als "kriminellen Lakaien des Imperiums" (USA). Kolumbiens Militärschlag könne einen Krieg auslösen, warnte er.

"Akt der Selbstverteidigung"

Kolumbien reagierte zunächst mit einer halben "Entschuldigung" für den militärischen "notwendigen" Vorstoß über die Grenze hinweg. Dieser sei gleichwohl als Akt der Selbstverteidigung gerechtfertigt gewesen, sagte Außenminister Fernando Araújo.

Anschließend griff Polizeichef Óscar Naranjo aber Correa scharf an. Der habe die Farc-Rebellen militärisch und politisch unterstützt, sagte Naranjo unter Berufung auf Dokumente, die in Computern von Reyes in dessen Lager gefunden worden seien. Damit habe Correa die Sicherheit Kolumbiens gefährdet. Ecuadors Vize-Verteidigungsminister, Miguel Carvajal, bezeichnete diese Vorwürfe als "Lüge".

Die kolumbianische Luftwaffe hatte nach eigenen Angaben am Samstag ein Lager der marxistischen "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) gleich hinter der Grenze zu Ecuador mit Streubomben angegriffen. Die Flugzeuge hätten den Luftraum Ecuadors nicht verletzt, aber über die Grenze hinweg geschossen, räumte Kolumbien ein.

Anschließend seien Hubschrauber über die Grenze geflogen und hätten Bodentruppen in dem zerstörten Rebellenlager 1,8 Kilometer hinter der Grenze abgesetzt. Sie hätten die Leiche von Reyes und eines weiteren Farc-Anführers und anderes Material wie die Computer eingesammelt und nach Kolumbien gebracht.

Das ecuadorianische Fernsehen zeigte Aufnahmen von dem zerstörten Lager. Es waren Leichen zwischen verkohlten Baumstümpfen, zerstörte Hütten und Sturmgewehre zu sehen.

Verletzte Rebellinnen gefunden

Ecuadorianische Soldaten fanden drei verletzte Rebellinnen, die in ein Militärkrankenhaus in Quito gebracht wurden. Bei einer der Frauen handele es sich um eine Mexikanerin. Nach Angaben aus Quito starben insgesamt 20 Rebellen. Bei der Aktion war auch ein kolumbianischer Soldat getötet worden.

Die Farc, die von den USA und der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft werden, räumten den Tod von Reyes ein. Dieses Opfer "ehrt unseren Kampf", hieß es in einer Erklärung des Internetportals "Resistencia", die Experten für authentisch hielten.

Zugleich betonten sie, die Bemühungen um einen Austausch von etwa 40 entführten Militärs, Polizisten und Politikern, darunter die schwer kranke frühere Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, gegen etwa 500 inhaftierte Rebellen müsse fortgesetzt werden.

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