Kofferbomben in Regionalzügen:Zweiter Täter identifiziert

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Drei Tage nach der Festnahme des ersten mutmaßlichen Kofferbomben-Attentäters haben die Terrorfahnder auch den zweiten Hauptverdächtigen identifiziert.

Seine Kölner Wohnung wurde am Dienstag von Beamten des Bundeskriminalamts durchsucht. Der Mann ist laut Generalbundesanwältin Monika Harms auf der Flucht. Pressemeldungen, wonach eine Festnahme des 20-Jährigen am Montag gescheitert sei, bezeichnete Harms als nicht zutreffend. Es habe bisher keinen Festnahmeversuch gegeben. Bei der Suche nach den Bahnattentätern nahm die Polizei nach Medieninformationen in Oberhausen und Essen weitere Verdächtige fest. Außerdem soll in Kiel ein junger Mann verhört worden sein. Dort gab es auch weitere Durchsuchungen.

Generalbundesanwältin Harms wollte gegen den flüchtigen mutmaßlichen zweiten "Kofferbomber" aus Köln Haftbefehl beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes (BGH) beantragen. Der Antrag werde sich auf den Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, des vielfachen versuchten Mordes und der versuchten Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion stützen.

Das persönliche Umfeld des Kölner Tatverdächtigen und des in Kiel festgenommenen libanesischen Studenten werde derzeit aufgeklärt. Aus diesem Grunde liefen bundesweit Durchsuchungsmaßnahmen, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Beide Männer sollen Ende Juli in zwei Regionalzügen in Nordrhein-Westfalen Kofferbomben deponiert haben, die wegen technischer Mängel jedoch nicht detoniert sind.

Sicherheitsdebatte hält an

Das Umfeld des in Kiel festgenommenen Libanesen soll Verbindungen zu der islamistischen und anti-israelischen Partei Hizb ut-Tahrir ("Partei der Befreiung") unterhalten. Das schrieb der Berliner Tagesspiegel unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise. Die Organisation war 2003 vom Bundesinnenministerium verboten worden.

In der anhaltenden Sicherheitsdebatte sagte Bundesinnneminister Wolfgang Schäuble, im September werde Einvernehmen über Details einer Anti-Terror-Datei hergestellt. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) lehnte eine "Volltextdatei" ab, die den unmittelbaren Zugriff auf die Informationen erlauben würde. Dies halte sie für verfassungswidrig.

SPD-Chef Kurt Beck sprach sich indirekt für eine "Indexdatei" aus, die zunächst nur eine Inhaltsübersicht über vorhandene Dateien gibt. BKA-Präsident Ziercke und Beck wandten sich gegen eine zu umfassende Überwachung.

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