Rousseff erhält 51 Prozent
Es war ein knappes Rennen, doch Dilma Rousseff hat es gewonnen: Mit etwa 51,6 Prozent der Wählerstimmen setzte sich die Amtsinhaberin gegen ihren konservativen Konkurrenten Aécio Neves durch, der etwa 48,4 Prozent erhielt. Die Mitte-Links-Politikerin darf nun weitere vier weitere Jahre regieren. Die Stichwahl war nötig geworden, weil im ersten Wahlgang vor drei Wochen kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen konnte.
Wahlsiegerin ruft Brasilianer zur Einheit auf
Der Dialog werde ein zentrales Anliegen ihres zweiten Mandates sein, sagte die 66-jährige nach ihrem Sieg. Sie glaube nicht, dass Brasilien durch den zurückliegenden Wahlkampf gespalten sei. Rousseff selbst versprach, sich nun als Erstes politischen Reformen zu widmen. Sie wolle mit härteren Strafen schärfer gegen die Korruption im Land vorgehen. "Ich will eine viel bessere Präsidentin als bisher sein", rief sie ihren Anhängern in Brasília zu. Sie sicherte zugleich einen entschiedenen Kampf gegen Korruption zu.
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Nach dem knappen Ausgang steht Rousseff vor der Aufgabe, eine geteilte Nation wieder zu vereinen. Vor jubelnden Anhängern bot die Präsidentin der Opposition Gespräche an: "Statt wie im Wahlkampf die Unterschiede zu betonen, müssen jetzt Brücken gebaut werden", so Rousseff. Ihr Herausforderer Aécio Neves schlug nach dem Ende der Stichwahl ebenfalls versöhnliche Töne an. Das Wichtigste sei, "Brasilien in einem gemeinsamen Projekt zu vereinen", sagte der Politiker der rechtsliberalen PSDB.
Beliebt im ärmeren Nordosten
Rousseff konnte die Mehrheit in den den meisten nördlichen/nordöstlichen Bundesstaaten gewinnen, Neves erreichte im Südosten die meisten Stimmen. Der Norden Brasiliens ist traditionell der ärmere Teil des Landes, im Südosten sind die Menschen wohlhabender. Insgesamt erhielt die Präsidentin knapp drei Millionen mehr Stimmen als ihr Konkurrent. Mehr als 140 Millionen Brasilianer waren wahlberechtigt, im Land herrscht Wahlpflicht.
Aggressiver Wahlkampf
Im Wahlkampf hatten sich beide Rivalen nichts geschenkt: Rousseff warf dem konservativen Neves vor, das "Rad zurückdrehen" und eine Politik für Reiche machen zu wollen. Neves wiederum hatte die Korruption im Land angeprangert, darunter die Affäre um den Stimmenkauf im Parlament und die mutmaßlichen Schmiergelder des staatlich kontrollierten Ölkonzerns Petrobras.
Die Arbeiterpartei hatte nach dem Wahlsieg von Rousseffs Vorgänger Lula da Silva 2003 durch Sozialprogramme Millionen von Armen den Aufstieg in die Mittelschicht ermöglicht, doch die jüngst schwächelnde Wirtschaft hat zu Kritik am ökonomischen Sachverstand der Präsidentin laut geführt. Allerdings ist die Arbeitslosigkeit mit etwa fünf Prozent weiterhin äußerst niedrig.