Klinikmorde:Eingeliefert und ausgeliefert

Die Vorfälle von Delmenhorst erschüttern das Vertrauen in das Krankenhaussystem.

Von Guido Bohsem

Selten ist der Mensch in seinem Erwachsenenleben so verletzlich wie im Krankenhaus. Er ist schwach, er hat Schmerzen, er leidet, und er ist der kleinste Teil einer großen Maschine, die eigentlich Gesundheit produzieren soll. In einer solchen prekären Lage hilft nur Vertrauen. Vertrauen in die Ärzte und Pflegekräfte und darauf, dass es innerhalb des Systems Krankenhaus eine Kontrolle gibt.

Im Fall Niels H. hat diese Kontrolle versagt. Nach bisherigen Erkenntnissen könnte der ehemalige Pfleger an der Klinik Delmenhorst Dutzende Menschen umgebracht haben. Dass diese Häufung von Fällen nicht aufgefallen ist und dass keiner der Kollegen etwas bemerkt hat, führt zu einem Verlust des Vertrauens in alle Kliniken des Landes. Das darf nicht sein. Keiner sollte sich davor fürchten, in ein Krankenhaus zu gehen. Die Kliniken müssen eine Stätte der Hoffnung bleiben.

Es gibt bereits erste Vorschläge, wie bessere Kontrollen aussehen können. Die Forderung nach einer höheren Zahl von Obduktionen gehört schon seit Längerem dazu. Hier sind die gesetzlichen Regelungen bereits vorhanden. Sie müssen nur noch ins Werk gesetzt werden. Wie auch immer das Paket dann aussieht, auf keinen Fall darf es dazu führen, dass sich die Beschäftigten der Kliniken unter Generalverdacht gesetzt sehen. Die allermeisten von ihnen machen nämlich jeden Tag sehr gewissenhaft ihre Arbeit.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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