Kleve:Ermittlungen nach Tod in Gefängniszelle

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Ein Syrer sitzt zwei Monate im Gefängnis und stirbt am Ende nach einem Feuer in seiner Zelle. Er war unschuldig eingesperrt - er wurde schlicht verwechselt. Nun gibt es erneut Ermittlungen.

Die Staatsanwaltschaft Kleve hat im Fall des unschuldig eingesperrten und nach einem Zellenbrand ums Leben gekommenen Syrers Amad A. erneut Ermittlungen eingeleitet. Einem Polizisten werde Freiheitsberaubung vorgeworfen, sagte Oberstaatsanwalt Günter Neifer am Dienstag auf Anfrage und bestätigte damit Informationen des Spiegel.

Amad A. war auf Basis eines Haftbefehls in der JVA Kleve eingesperrt worden, mit dem nach dem dunkelhäutigen Afrikaner Amedy G. gesucht worden war. Einem Bericht des K ölner Stadt-Anzeigers zufolge soll eine Staatsanwältin aus Braunschweig drei Wochen nach der Verhaftung Amad A.s den Beamten der Kreispolizeibehörde Kleve ausdrücklich darauf hingewiesen haben, dass dieser nicht mit dem Afrikaner identisch sei. Dennoch wurde Amad A. nicht freigelassen. Die Staatsanwaltschaft Kleve werde auch prüfen, ob sich der Polizist im Untersuchungsausschuss des Landtags wegen Falschaussage strafbar gemacht hat, sagte Neifer der Deutschen Presse-Agentur. Bei seiner Zeugenaussage soll der Beamte den Hinweis aus Braunschweig nicht erwähnt haben. Die Staatsanwältin hatte aber einen Vermerk zu ihrem Anruf angefertigt, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die Staatsanwaltschaft Kleve hatte in dem Fall bereits gegen mehrere Polizisten ermittelt, diese Ermittlungen aber eingestellt. Zudem beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Landtags wegen zahlreicher Widersprüche mit dem Fall. Der Beschuldigte zähle nicht zu den Beamten, gegen die bereits im ersten Verfahren ermittelt worden sei, sagte Neifer. Der hellhäutige Syrer war den bisherigen Ermittlungen zufolge am 6. Juli 2018 wegen eines Haftbefehls aus Hamburg eingesperrt worden, der für den dunkelhäutigen Amedy G. aus Mali wegen Diebstahls galt. Der Syrer Amad A. hatte mehr als zwei Monate lang in Kleve unschuldig im Gefängnis gesessen und schließlich nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft am 17. September in seiner Zelle selbst Feuer gelegt. Dabei erlitt der 26-Jährige so schwere Verbrennungen, dass er zwölf Tage danach in einer Klinik starb.

© SZ vom 27.05.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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