Karsai bei Sicherheitskonferenz:"Mehr Lasten auf unsere Schultern"

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Afghanistans Präsident Karsai will in seinem Land mehr Eigenverantwortung übernehmen und im März hierfür konkrete Pläne vorstellen. Er würdigte die internationale Hilfe - deren Ausgestaltung sieht Karsai jedoch kritisch.

Nach gut zehn Jahren geht der Afghanistan-Einsatz im Frühjahr in eine neue Phase. Der afghanische Präsident Hamid Karsai kündigte am Sonntag auf der Münchner Sicherheitskonferenz an, er werde am 21. März, dem afghanischen Neujahrstag, Details zur ersten Phase der Übergangs vorlegen.

Sehen Fortschritte in Afghanistan: Westerwelle und Karsai (Foto: dapd)

Diese Übernahme der Sicherheitsverantwortung durch die Afghanen gilt als Voraussetzung für den Abzug der zurzeit etwa 150.000 ausländischen Soldaten. Bis Ende 2014 will Karsai die Sicherheitsveranwortung im ganzen Land übernommen haben. Dieses Ziel bekräftigte der afghanische Präsident und fügte hinzu, auch die Arbeit der Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) der Internationalen Schutztruppe Isaf könnte schon bald unter afghanische Hoheit gestellt werden: "Wir sollten mehr Lasten auf unsere Schultern nehmen."

"Flickenteppich der Hilfen"

Die Sicherheitsstruktur in Afghanistan sei in den vergangenen beiden Jahren "sehr viel besser" geworden. Karsai sprach von "großen Fortschritten". Mehrmals bedankte er sich für die große internationale Unterstützung und würdigte deren Bedeutung für die Entwicklung seines Land. Gleichzeitig ließ er jedoch erkennen, dass er deren konkrete Ausgstaltung kritisch sieht. Es sprach von einem "leichten Flickenteppich der Hilfen".

Um die Lebensbedingungen im ganzen Land zu verbessern, werde eine zentrale Führung gebraucht. Dazu müsse die Kabuler Regierung mehr Zugriff auf die Gelder bekommen, um gezielt Investitionen wie in die Bildung vornehmen zu können.

Karsai räumte ein, dass nach wie vor Korruption ein Problem sei. Doch gehe die afghanische Regierung dagegen gezielt vor. Mittlerweile gebe es eine erste "Vernetzung" zur Korruptionsbekämpfung. Vor diesem Hintergrund könne er die internationale Gemeinschaft nur ermuntern, sich jetzt auch wirtschaftlich in Afghanistan zu engagieren.

Westerwelle sieht Fortschritte

Bundesaußenminister Guido Westerwelle sicherte bei der Sicherheitskonferenz Afghanistan auch für die Zeit nach 2014 Hilfe zu. "Sie wird anders aussehen als heute", sagte Westerwelle. "Sie wird ziviler sein als heute. Sie wird politischer sein. Aber sie wird deswegen umso wichtiger sein."

Westerwelle zeigte sich sehr zufrieden mit dem Aufbau von Polizei und Armee in Afghanistan. "Die Ausbildung von Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten läuft schneller als erwartet", sagte er. "Das ist ein erster Erfolg."

Entscheidend für den Wiederaufbau des Landes ist nach Ansicht des deutschen AUßenministers die Zusammenarbeit aller Kräfte in Afghanistan. Alle Konfliktparteien müssten sich zusammensetzen. "Das ist nicht einfach. Aber Versöhnung und Aussöhnung sind selten einfach."

© dapd/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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