Karlheinz Schreiber:Keine Hilfe aus Kanada

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Der Waffenhändler konnte Strauß nicht helfen - er will seine eigene Anklage bis zur Verjährung aussitzen.

Von Michael Stiller

Der kleine, joviale Mann mit dem zerknitterten Gesicht hat jetzt schon dem Dritten seiner ehemaligen Freunde eine saftige Gefängnisstrafe eingebracht. Der aus Kaufering stammende Lobbyist Karlheinz Schreiber selbst wähnt sich dagegen im kanadischen Exil sicher vor der deutschen Justiz.

Vor Max Strauß waren schon die Thyssen-Manager Jürgen Maßmann und Wilfried Haastert wegen Steuerhinterziehung bei einem Panzergeschäft mit Saudi-Arabien zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Und auf den ehemaligen Verteidigungs-Staatssekretär Holger Pfahls, ein weiteres Mitglied der Schreiber-Seilschaft, warten nach seiner Festnahme in Paris schon die Richter.

Dass es sich Schreiber in Kanada gut gehen lässt und die ihm in einer Anklage in Augsburg vorgeworfenen Straftaten bis zu einer Verjährung aussitzen will, hat die Freundschaften natürlich erheblich getrübt. Schreiber ist der Kopf der Gruppe, ohne ihn wären keine Provisionen geflossen.

Entlastungsversuch vor dem angereisten Spenden-Ausschuss

Deshalb haben die bisherigen Angeklagten, die allesamt ihre Unschuld beteuerten, darauf gehofft, aus Kanada käme Hilfreiches. Strauß-Bruder Franz-Georg fuhr extra zu Schreiber, in der Hoffnung, handfestes Entlastungsmaterial zu bekommen - aber die Reise war vergebens.

Den einzigen Versuch, Max Strauß herauszupauken, startete Schreiber im Mai 2002, als ihn der Spendenuntersuchungsausschuss des Bundestages besuchte und als Zeugen vernahm. Dabei nahm, wie auch im Augsburger Prozess, das Züricher Schmiergeldkonto "Maxwell" breiten Raum ein.

Aus heiterem Himmel sagte Schreiber damals: "Ich will aber nicht unerwähnt lassen, dass Maxwell jedenfalls nicht Max Strauß ist und auch nie war, sondern das Maxwell für die CSU steht." Die Bezeichnung leite sich auch nicht vom Vornamen von Max Strauß ab, sondern vom Spitznamen für den 1992 verstorbenen CSU-Justitiar Franz Dannecker. Der sei auch Empfänger von zwei Millionen Mark für die CSU gewesen.

Ihm liege daran, "dass die unendliche Leidensgeschichte des Max Strauß ihr Ende findet", beteuerte Schreiber. "Max schweigt und sagt nichts, wahrscheinlich wegen seiner Schwester" (Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier). Sinn sei es gewesen, die damalige Finanzmisere der CSU zu beenden.

Davon gewusst hätten Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber, Franz Dannecker, Max Strauß und er, Schreiber. Die CSU habe von dem Konto aber keinen Gebrauch gemacht.

Was sich nach einer kapitalen Spendenaffäre der CSU anhörte, erwies sich schnell als windiges Manöver. Als Schreibers Erzählungen während des Strauß-Prozesses in einem Interview wieder auftauchten, lud Richter Maximilian Hofmeister die CSU-Spitze als Zeugen.

Weder Stoiber noch die anderen wussten von einem solchen Konto und Max Strauß schwieg wie während des ganzen Prozesses. Dass ihn Schreiber für einen "loyalen und sehr hilfsbereiten Freund" hält, rettete ihn nicht vor der Verurteilung.

© SZ vom 16.07.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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