Karikaturen-Streit:15.000 Muslime demonstrieren in London

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Die wütenden Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen nehmen auch in Europa kein Ende. In Duisburg demonstrierten 2000 Muslime, in Kassel 1500, deutlich aggressiver im Ton verlief eine Massenkundgebung in der britischen Hauptstadt. Einer der Zeichner hat seine Arbeit unterdessen verteidigt.

Bei der bislang größten Kundgebung gegen die Mohammed-Karikaturen in Großbritannien haben in London laut der Polizei etwa fünfzehntausend Menschen demonstriert.

Die Demonstranten kamen mit Bussen aus dem ganzen Land zum Trafalgar Square, von wo aus sie zum Hyde Park ziehen wollten. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Meinungsfreiheit = billige Beleidigungen" oder "Wie könnt ihr es wagen, den Propheten zu beleidigen?".

Das Moslemische Aktionskomitee (MAC), das zu der Kundgebung aufgerufen hatte, hatte rund 40.000 Demonstranten erwartet. Bislang wurden die umstrittenen Karikaturen in keinem britischen Medium nachgedruckt.

Zeichner rechtfertigt seine Arbeit

Anfang Februar hatten rund tausend Demonstranten vor der dänischen Botschaft in London mit Racheaktionen wegen der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen gedroht und den Terroranschlag in London vom Juli 2005 gepriesen.

Derweil demonstrierten in Deutschland erneut Moslems friedlich gegen die Karikaturen. Bei einer Demonstration in Duisburg unter dem Motto "Gegen die Veröffentlichung vom Mohammed-Karikaturen" gab es nach Polizeiangaben keinerlei Zwischenfälle.

Auch in Kassel versammelten sich rund 1500 überwiegend türkischstämmige Menschen zu einem friedlichen Protestzug. Die Teilnehmer forderten nach Polizeiangaben Toleranz und Respekt vor allen Glaubensrichtungen.

Einer der Zeichner der umstrittenen Mohammed-Karikaturen hat seine Arbeit im Interview einer schottischen Zeitung verteidigt.

Auf die Frage, ob er seine Beteiligung an dem von der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" ausgeschriebenen Karikaturen-Wettbewerb bedaure, habe der Mann "nein" geantwortet.

Vertrauen auf den Geheimdienst

Allerdings habe der Zeichner nicht erwartet, dass die Karikaturen so heftige Reaktionen auslösen würden. Dem Bericht zufolge erklärte er weiter, zu seiner Karikatur hätte ihn der internationale Terrorismus inspiriert, "der seine geistige Munition aus dem Islam bezieht".

Seine Arbeit sei auch ein "Protest dagegen, dass wir bei der Meinungs- und Pressefreiheit vielleicht eine Doppelmoral haben werden". Auf die Frage, ob er jemals wieder ein normales Leben führen könne, schrieb der Karikaturist: "Ab und zu werfe ich einen Blick über die Schulter, aber ich vertraue auf den PET (den dänischen Geheimdienst). Ich hoffe es."

Der Großimam der einflussreichen Al-Aschar-Universität in Kairo schlug zur Lösung des Karikaturen-Streits ein weltweit gültiges Verbot von Beleidigungen religiöser Empfindungen vor.

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