Kardinal Karl Lehmann:Doch kein Ruf aus Rom

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bleibt der katholischen Kirche in Deutschland erhalten. Lehmann wies in scharfer Form Spekulationen zurück, Papst Benedikt XVI. habe ihm ein Kurienamt angetragen und wolle ihn nach Rom holen.

"Ich habe mit niemandem, schon gar nicht mit dem Papst, ein solches Gespräch geführt", sagte der Mainzer Bischof nach seiner Rückkehr aus Rom. Lehmann ließ weiter offen, ob er im Herbst bei der Neuwahl des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz wieder kandidiert. "Ich bin seit 18 Jahren Vorsitzender, irgendwann reicht es dann auch mal", sagte Lehmann, ohne eine erneute Kandidatur allerdings klar auszuschließen.

Das habe mit dem Papst aber nichts zu tun, denn mit Blick auf den Wechsel des als konservativ geltenden früheren Kardinals Joseph Ratzinger in das Papstamt erwarte er keine eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten für das deutsche Episkopat und dessen Vorsitzenden. "Wenn wir Probleme haben, dann sind es dieselben Probleme, die alle Länder der westlichen Welt auch anderswo haben."

Dankgottesdienst

Als drängende Frage bewertete Lehmann etwa die Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten zum Abendmahl. Bisher sind sie von den Sakramenten und damit auch der Eucharistie ausgeschlossen.

Lehmann hielt am Montag im vollbesetzten Mainzer Dom einen Dankgottesdienst der Deutschen Bischofskonferenz und seines Bistums nach der Wahl des neuen Papstes. Daran nahmen fast alle deutschen Bischöfe teil, da im Anschluss eine Zusammenkunft des Ständigen Rates der Bischofskonferenz in Mainz geplant war.

Die deutschen Bischöfe kamen in Mainz erstmals nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. und der Wahl des neuen Kirchenoberhauptes zusammen.Seine Predigt widmete Lehmann der Wahl des Namens von Ratzinger als Papst. Mit "Benedictus XVI." habe dieser bewusst an Benedikt XV. angeknüpft, der von 1914 bis Anfang 1922 das Papstamt innehatte, politisch sehr friedensorientiert gewesen sei, aber auch das kirchliche Recht neu zusammenfasste:

"Aktivitäten nach innen und nach außen halten sich die Waage. Man kann sich das Programm des neuen Papstes vor diesem Hintergrund ganz gut vorstellen", sagte Lehmann.

"Überragender Theologe"

Zugleich berufe er sich auf Benedikt von Nursia, der schon von Papst Pius XII. zum "Vater Europas" erklärt worden sei: "Dieser Papst legt uns damit unübersehbar die Sorge um das künftige Europa an das Herz", sagte Lehmann zur Namens-Motivation Ratzingers.

Lehmann verwies knapp eine Woche nach der Wahl des Papstes auch auf seine früheren Texte über den Kurienkardinal Ratzinger. Er habe ihn - auch bei Auseinandersetzungen wie um die Schwangeren-Konfliktberatung, "als ich selbst mitten im Gewitter stand" - immer als überragenden Theologen geschätzt.

Mit Blick auf mögliche Reformen hält es Lehmann für denkbar, dass Papst Benedikt die weltweite Bischofssynode neu strukturieren werde. Diese tage aller Voraussicht nach zum nächsten Mal wieder im Herbst zum Thema der Eucharistie.

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