Kana:Schwerster Luftangriff Israels fordert dutzende Opfer

Beim der bislang folgenschwersten Bombadierung während der israelischen Libanon-Offensive sind in der Nacht zum Sonntag mehr als 50 Menschen getötet worden. Darunter mindestens 27 Kinder.

Über 60 Menschen hatten sich im Keller eines vierstöckigen Gebäudes in der Ortschaft Kana, östlich von Tyrus, aufgehalten, als dieses von einem israelischen Geschoss getroffen wurde und einstürzte.

Das israelische Militär begründete den Angriff auf das Dorf mit Raketen-Angriffen der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz, die von der Umgebung des Dorfes ausgegangen seien. Nach dem Luftangriff haben wütende Demonstranten in Beirut die dortige Zentrale der Vereinten Nationen gestürmt.

Hunderte von Protestierenden zogen mit Fahnen und anti-israelischen Plakaten vor das Gebäude, warfen die Fensterscheiben ein und drangen in die Büroräume vor. Das UN-Personal flüchtete. Bei den Demonstranten handelte es sich offenbar vor allem um Anhänger der radikal-islamischen Hisbollah und der schiitischen Amal-Bewegung.

Libanons Ministerpräsident fordert Waffenstillstand

Der libanesische Ministerpräsident Fuad Saniora forderte einen "sofortigen und bedingungslosen" Waffenstillstand und sagte den geplanten Besuch von US-Außenministerin Condoleezza Rice am Sonntag in Beirut ab.

Die israelischen Streitkräfte erklärten, sie hätten Ziele in Kana angegriffen, weil von dort aus wiederholt Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Der Angriff habe sich gegen Abschussvorrichtungen gerichtet, sagte Militärsprecher Jacob Dallal. Die Zivilbevölkerung sei schon vor Tagen über Flugblätter zum Verlassen des Ortes aufgefordert worden.

Der Hisbollah-Sender Al Manar strahlte unterdessen eine Erklärung der Miliz aus, in der von neuen Raketenangriffen auf israelisches Gebiet die Rede war. Katjuscha-Raketen seien auf die Regionen um Naharija, Kirjat Schemona und Maalot abgeschossen worden, hieß es.

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