Kampfabstimmung im ANC:Südafrika brodelt

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Zum ersten Mal seit 55 Jahren kommt es zu einer Kampfabstimmung in der südafrikanischen Regierungspartei ANC. Präsident Thabo Mbeki warnte vor einer Spaltung. Sein Widersacher Jacob Zuma gilt trotz mehrerer Skandale, unter anderem wegen Vergewaltigung und Korruption, derzeit als Favorit.

Erstmals seit 55 Jahren wird die südafrikanische Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) ihre Führung in einer Kampfabstimmung bestimmen.

Unterstützer des Mbeki-Rivalen Jacob Zuma feiern ihren Favoriten auf dem Parteitag des südafrikanischen ANC. (Foto: Foto: AP)

Präsident Thabo Mbeki warnte zu Beginn des Parteitages in Polokwane seine Partei vor einer Spaltung und rief die Delegierten zur Einheit auf. Die Vorgänge um seinen aussichtsreichen Herausforderer bei der Wahl des ANC-Führers, Jacob Zuma, seien die "schwierigsten und schmerzhaftesten, mit denen wir in den vergangenen fünf Jahren konfrontiert waren", sagte Mbeki.

Sollte Mbeki die Parteiführung an seinen bisherigen Stellvertreter im ANC verlieren, hätte Zuma auch beste Aussichten, 2009 Präsident Südafrikas zu werden. Zu einer dritten Amtszeit darf Mbeki laut Verfassung nicht mehr antreten. Er forderte die Partei auf, ihre "moralische Kraft unserer Bewegung" wiederherzustellen. "In den Jahren seit unserer Befreiung 1994 sind gewisse negative und völlig inakzeptable Tendenzen in unserer Bewegung hervorgetreten, die das Überleben des ANC als der zuverlässige Diener des Volkes bedrohen, der er 96 Jahre war", sagte Mbeki.

Der Beginn des Parteitags verzögerte sich, weil Zumas Anhänger laut das Lied "Bring mir mein Maschinengewehr" anstimmten. Ein Sieg Zumas bei der ANC-Wahl galt als wahrscheinlich, weil er die meisten Regionalverbände hinter sich hatte. Außerdem genießt er die Unterstützung des Gewerkschaftsdachverbands COSATU und der Kommunistischen Partei, die beide dem ANC angeschlossen sind.

Mbeki hatte Zuma wegen des Verdachts auf Korruption und Betrug im Juni 2005 als Vizepräsidenten entlassen. Dabei ging es um mutmaßliche Zuwendungen eines bereits zu 15 Jahren Haft verurteilten Finanzberaters, der Zuma einen extravaganten Lebensstil ermöglicht haben soll. Im Gegenzug sollte Zuma Ermittlungen zu den Waffengeschäften dieses Geschäftsmanns verhindern.

Doch der Korruptionsprozess wurde im September 2006 wegen Verfahrensfehler und mangelnder Beweise eingestellt. Im Mai davor war Zuma bereits in einem Vergewaltigungsprozess freigesprochen worden.

Jedes Mal verließ er den Gerichtssaal unter dem großen Jubel seiner zahlreichen Anhänger, die ihm über alle Anklagen hinweg die Treue hielten. Er beschrieb sich stets als Opfer von Kampagnen, mit denen seine Wahl zum Präsidenten verhindert werden solle.

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