Kampf um Kaschmir:Eskalation im Konflikt zwischen den Atommächten

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Pakistan schießt indischen Kampfjet ab und vergrößert damit die Spannungen in der Region.

Von Paul-Anton Krüger und Tobias Matern, München

Nach der schwersten militärischen Konfrontation seit zwei Jahrzehnten zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan hat Pakistans Premierminister Imran Khan Indien Gespräche angeboten. Es sei einfach, einen Krieg zu beginnen, aber niemand könne kontrollieren, wohin dieser führe, sagte Khan in einer Fernsehansprache. Sollte Indien über Terrorismus sprechen wollen, sei Pakistan dazu bereit. "Wir sollten uns hinsetzen und reden", sagte Khan. Zugleich drohte er Indien indirekt: "Können wir uns, angesichts der Waffen, die wir haben, Fehlkalkulationen erlauben?", fragte er.

Eine Reaktion des indischen Regierungschefs Narendra Modi darauf gab es zunächst nicht. Außenministerin Sushma Swaraj sagte bei einem Besuch in China am Mittwoch, ihr Land werde "mit Verantwortungsbewusstsein und Zurückhaltung" handeln. Indien wolle keine weitere Eskalation der Lage.

Zuvor hatte Pakistan nach eigenen Angaben zwei indische Kampfjets abgeschossen, die in seinen Luftraum eingedrungen seien. Die Regierung in Delhi bestätigte den Verlust einer Maschine vom Typ MiG-21, der Pilot werde vermisst. Die pakistanischen Streitkräfte teilten mit, sie hätten ihn gefangen genommen; er werde gemäß internationalem Recht behandelt. Allerdings hatte das Informationsministerium in Islamabad ein Video von dem Mann verbreitet, obwohl die Genfer Konventionen es verbieten, Gefangene zur Schau zu stellen. Indien forderte die "sofortige und sichere Rückkehr" des Piloten.

Indien sprach seinerseits davon, mindestens ein pakistanisches Flugzeug abgeschossen zu haben, es sei über pakistanischem Territorium niedergegangen. Islamabad bestätigte dies nicht, hatte aber von Luftangriffen auf Ziele in Indien berichtet. Pakistan sperrte vorübergehend seinen gesamten Luftraum, Indien schloss im Norden des Landes neun zivile Flughäfen.

Auslöser der jüngsten Eskalation in der seit Jahrzehnten umstrittenen Region Kaschmir war ein Selbstmordanschlag auf einen Konvoi indischer paramilitärischer Einheiten am 14. Februar, bei dem 44 Soldaten getötet wurden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrororganisation Jaish-e-Mohammed. Obwohl sie in Pakistan offiziell verboten ist, operiert sie nach Einschätzung Indiens, aber auch von US-Geheimdiensten, von Pakistan aus. Sie soll Verbindungen zum pakistanischen Geheimdienst ISI haben, was Pakistan ebenso bestreitet wie eine Verantwortung für den Anschlag, den schwersten im indischen Teil Kaschmirs seit 30 Jahren. Indien hatte angekündigt, Pakistan international "vollständig zu isolieren". Allerdings tragen China und andere Staaten dies nicht mit.

Bis Juni müssen die Inder ein neues Parlament wählen, der exakte Termin steht noch nicht fest. Premierminister Modi steht unter Druck von Hindunationalisten, die einen Teil seiner Wählerschaft bilden, hart zu reagieren. Die USA, China, Großbritannien, Deutschland und Russland riefen Indien und Pakistan unterdessen zur Besonnenheit auf.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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